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Der Ruf des Muezzin wird zum Ärgernis

Der Ruf des Muezzin wird zum Ärgernis

Der Ruf des Muezzin wird zum Ärgernis

 

Der Ruf des Muezzin wird zum Ärgernis

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Im Norden wie im Süden Deutschlands wird zur Zeit ein Streit um sehr ähnliche Probleme ausgetragen. Zahlreiche Bürger ärgern sich über den dreimal täglich mit Verstärkeranlagen ausgestoßenen Ruf der Muezzine von den Minaretten türkischer Moscheen (siehe auch Seite 2).

Während es in Rheinfelden, unweit der Grenze zur Schweiz, um ein neu errichtetes Minarett geht, auf dem gegen jede vorherige Absprache die muslimische Gemeinde eine elektronische Verstärkeranlage angebracht hat, wurde im schleswig-holsteinischen Rendsburg gerade eine Großmoschee fertiggestellt. Deren Betreiber wollen auf den mehrmals täglich erklingenden Muezzin-Ruf von dem 26 Meter hohen Minarett herab nicht verzichten. Zwar fehlt noch das von den Bauherren, der islamischen Gemeinschaft Milli Görüs, beizubringende Schallschutzgutachten, so daß die Stadt Rendsburg noch keine Entscheidung fällen kann, doch hat sich bereits eine Bürgerinitiative unter dem Namen „Kein öffentlicher Gebetsruf!“ gebildet, die der Rendsburger Ratsversammlung eine Liste mit 783 Unterschriften gegen den Muezzin-Ruf übergeben hat.

Unterstützung kommt auch von der CDU-Ratsfraktion des benachbarten Büdelsdorf, die den Gebetsruf als eine politische Aussage wertet. Man bittet die moslemische Gemeinde, von sich aus auf die Rufe vom Minarett zu verzichten. Die schleswig-holsteinische Landtagsfraktion der Grünen sprang sogleich den Muslimen zur Seite, um die Bürgerinitiative sowie die Büdelsdorfer CDU scharf zu kritisieren und ihnen mangelnde Bereitschaft zur Integration vorzuwerfen.

Bisher gibt es in dem von Ausländern nur mäßig besiedelten Schleswig-Holstein eigentlich keinen Bedarf an einer großen Moschee. Im Einzugsbereich zählt man nicht einmal 1.500 Türken, der zweite Vorsitzende des Bündnisses der islamischen Gemeinden in Norddeutschland, Ahmet Yazici, spricht von 150 Moscheegängern. Doch gehen die Bauherren davon aus, daß die Moschee eine starke Anziehungskraft entwickelt. So ist denn neben dem Gebetssaal auch ein Jugendzentrum sowie ein großer Festsaal eingeplant.

Das alles beginnt nun vielen Rendsburgern und Büdelsdorfern Angst zu machen. Sie wollen wenigstens den Ruf des Muezzin verhindern. Vor dem Hintergrund der Diskussionen um die Aussagen von Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin wachsen offenbar auch hier die Zweifel an der Integrationsbereitschaft  vieler Zuwanderer. Mancher dürfte fürchten, daß durch die Großmoschee solche Probleme, von denen Rendsburg und Umgebung bisher jedenfalls in größerem Umfang verschont blieben, in die Stadt hereingeholt werden könnten.

Daß Milli Görüs als Moscheebauer keineswegs die Absicht der Integration in die deutsche Gesellschaft verfolgt, geht aus deren Zielen hervor. Über sie informiert der Verfassungsschutzbericht des Bundesinnenministers für das Jahr 2008, und hier nicht zum ersten Mal. Das Ziel der „islamischen Gemeinschaft ist die Errichtung einer islamischen Gesellschaftsordnung“, woraus sich, wie der Verfassungsschutz es deutet, die Ablehnung der westlichen Demokratie ergibt.Das scheint Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU), der die Moschee zu ihrer Eröffnung Anfang Oktober 2009 besuchte, ebensowenig zu stören wie den Bürgermeister von Rendsburg, Andreas Breitner (SPD). Dieser setzt den Muezzin-Ruf mit Kirchengeläut gleich. Und auch Staatsgefährdendes sieht er nicht. Er sei mit einem Beamten des Verfassungsschutzes durch die Moschee gegangen und habe nichts Verdächtiges gefunden. Man findet auch nichts dabei, daß der vorgesehene Imam in erster Linie auf türkisch predigen soll – mit der treuherzigen Erklärung, er könne nur schlecht Deutsch sprechen.

In Rheinfelden ist man einen Schritt weiter. Die Lautsprecher wurden wieder abgebaut, und die Stadt stellte klar, daß ein Antrag auf Genehmigung eines elektronisch verstärkten Muezzin-Rufs keine Chance haben werde.

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