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Blick nach Frankreich

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Blick nach Frankreich

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Am liebsten verbringe ich meinen Urlaub in Frankreich und ich werde auch in zwei Wochen wieder gen Westen aufbrechen. Ich liebe dieses Land, seine Kultur und seine Sprache. Auch ist Frankreich das erste Land, das mit der Taufe König Chlodwigs im Jahr 497 vollständig den christlichen Glauben annahm. Daher trägt es bis heute den Ehrentitel „älteste Tochter der Kirche“ und bezeugt eine lange christliche Tradition.

Dennoch betrübt mich der Zustand der französischen Kirche immer wieder neu. Daß in diesem heute völlig laizistischen Land die Kirche so gut wie kein Geld hat, ist gar nicht einmal so schlimm. Wer hier Pfarrer ist, zeigt großen Idealismus und wirkt daher glaubwürdig. Die Kirchen sind oft in baulich schlechtem Zustand, wirken dabei aber oft würdiger als Gotteshäuser, die stets nach der neuesten Mode umgestaltet wurden, oder gar Neubauten aus den sechziger und siebziger Jahren, die jegliche Sakralität vermissen lassen.

Was mich weitaus tiefer trifft, ist die Tatsache, daß in Frankreich fast niemand mehr zur Kirche geht. Haben wir deutschlandweit noch einen Gottesdienstbesuch von 13 Prozent in der katholischen Kirche (evangelisch: drei bis vier Prozent), so liegt der Gottesdienstbesuch an einem gewöhnlichen Sonntag in unserem Nachbarland bei ein bis zwei Prozent. Viele Eltern lassen sogar ihre Kinder gar nicht mehr taufen. Von einer christlichen Prägung des Alltags ist überhaupt nichts mehr zu spüren.

Heftige Diskussion über die Sonntagsarbeit

Derzeit wird in Frankreich – trotz Sommerpause – heftig über die Sonntagsarbeit diskutiert. Ebenso wie in Deutschland wurde in den vergangenen Jahren der Sonntagsschutz durch immer mehr Ausnahmen aufgeweicht. Obwohl die Mehrheit der Bevölkerung und selbst zahlreiche Abgeordnete der Regierungspartei dagegen sind, will Staatspräsident Sarkozy jetzt grundsätzlich die Geschäfte auch am Sonntag öffnen.

Anlässlich des Nationalfeiertags am vergangenen Montag hat der Straßburger Erzbischof Jean-Pierre Grallet das Wort ergriffen. Er erinnerte daran, daß die Menschen feste Strukturen und einen gemeinsamen Tag der Ruhe brauchen. Tatsächlich ist durch den Glaubensverlust immer auch etwas von der Würde des Menschen verloren gegangen. Mit dem kirchlich geprägten Sonntag hat Deutschland wie auch Frankreich auch ein Kulturgut verloren, das dem Menschen das Leben nicht nur sinnvoller machte, sondern auch strukturierte.

Gerade diese Woche stellte ich fest, daß die Pizzeria bei mir um die Ecke seit neuestem am Wochenende durchgehend geöffnet hat – in einer schwäbischen Kleinstadt! Dies ist nur ein kleines Indiz für die verlorengegangene Ordnung. Wo aber der Mensch die äußere Ordnung verloren hat, verliert er über kurz oder lang immer auch die innere Ordnung und seinen moralischen Halt. Wenn Sakozys Vorhaben gelingen sollte, wäre dies nicht nur eine Niederlage für das Christentum, sondern auch ein Verlust an Menschenwürde.

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