In Deutschland haben wir mit charismatischen Politikern ja die ein oder andere Erfahrung gemacht. Daher waren wir lange Zeit ziemlich kritisch, wenn einer neue Messias auftauchte. Vor ein paar Wochen änderte sich diese Einstellung grundlegend. Mit dem Erscheinen von Barack Obama auf dem politischen Parkett, sind nicht nur die Deutschen mal wieder von einem US-Präsidenten begeistert, sie verehren ihn sogar.
Doch was macht die Faszination des neuen Heilsbringers aus? Die Fähigkeit Probleme zu lösen? Nun, für Ergebnisse braucht sogar Obama noch Zeit. Nein, am eindrücklichsten sind die rhetorischen Fähigkeiten des Präsidenten. Selbst auf Ausländer, die der englischen Sprache nicht allzu mächtig sind, wirken Klarheit und Ausdruck beeindruckend.
Doch mittlerweile entzaubern die Medien den neuen Präsidenten. Es hat einen einfachen Grund, warum der Präsident seinen Kopf kontinuierlich von links nach rechts schwenken lässt. Er blickt nicht ins Publikum, er fixiert seine Teleprompter. Das Gerät ist die Geheimwaffe des Präsidenten. Während darauf Wort für Wort von einem Bildschirm abgelesen wird, entsteht im Publikum der Eindruck der direkten Ansprache.
Sinnlose Phrasen
Die Legenden um dem Einsatz der Vorrichtung, von der immer mindestens 12 im Reisegepäck sein müssen, sind schon jetzt legendär. Eine eigene Website hat sich inzwischen dem Thema angenommen und macht sich darüber lustig. Für Obamas besten Freund (Die Weltwoche) wurde ein neuer Begriff erfunden: TOTUS – Teleprompter of the United States.
Was passiert, wenn der Teleprompter ausfällt, kann sich der Leser auf Youtube anschauen. Hilflos stammelt der Präsident dort nur noch sinnlose Phrasen und verhaspelt sich in seinen eigenen Satzkonstruktionen. Jegliches Improvisationstalent fehlt. Diese Bilder zeigen vor allem eines: auch der Meister hat seine Achillesferse. Nachdem sich der Präsident nun schon mehrfach selbst entzaubert hat, stellte die New York Times jüngst fest: „Obama braucht sogar einen Teleprompter um wütend zu werden.“