Wehret den Anfängen – das muß sich auch ein eifriger Reporter von Spiegel-Online gedacht haben, als er kürzlich das etwas altbackene Comicmagazin Zack frisch & frei denunzierte. „Staunende Afrikaner, ordnungsliebende Deutsche und ein Luftwaffenpilot als ritterlicher Held“ – diese Ingredienzien des Fliegercomics „Der Stern von Afrika“, der lose auf der Biographie von Jagdflieger Hans-Joachim Marseille basiert, bereiten dem politisch-korrekten Wadenbeißer verhaltenes Bauchweh. Und er schlägt an, für die eigene Karriere wahrscheinlich: Hier hat ein Guter vom aktuellen Milieu Tiefbraunes gewittert und fürchtet nun, das Magazin habe sich „von den Kriegsmythen der Nazi-Zeit blenden“ lassen!
Ja, die „Realität des Krieges“ werde zugunsten eines „zweifelhaften Ehrbegriffs“ verschleiert. Wörtlich: „Geschieht ja keinem ein Leid, selbst der Feind überlebt am Fallschirm – und die Eingeborenen können freudig staunend zusehen, wieviel Spaß ein so sauber geführter Krieg doch macht.“ Die PC-Falle schnappt gnadenlos zu, Zack wird subtil zum rechtslastigen Magazin stilisiert. Wer nun glaubt, ich hätte mir soeben einen Aprilscherz erlaubt, der lese einmal die Blogs der Erregungsgemeinschaft, die seit Tagen im Netz debattiert (www.comicforum.de).
Und was sagt der Künstler? „Das Comic, das ich erzähle, ist ein Bubentraum“, so der 1959 geborene Franz Zumstein. Er sei „kein Nazi-Sympatisant“. Überhaupt hat der Zeichner alles im Vorfeld getan, um sich zu distanzieren, was ihn in den Augen der PC-Fraktion natürlich noch verdächtiger macht, denn alle, ausnahmslos alle sind ja schuldig, und wer hier einen deutschen Jagdflieger als Helden ausgibt, gehört eigentlich standrechtlich … nein, nein, nein – eben nicht erschossen! –, sondern in den medialen Isolationstank gesperrt, in dem schon Hohmann, Herman & Co. vor sich hin schmoren. Glück für Zack, daß sich die Fans herzlich wenig aus dem weinerlichen Geseire machen, wie sich auf dem Comicforum nachlesen läßt: „Hier hat sich jemand eine Rosine herausgepickt, eine Mücke zum Elefanten gemacht und dabei kennt er ja noch nicht mal die Geschichte – also: Thema verfehlt.“
Ein anderer empfiehlt dem Denunzianten, sich einen anderen Beruf zu suchen, weil Journalisten doch „eine gewisse Seriosität“ mitbringen sollten. Die läßt der Spiegel-Online-Reporter allerdings schmerzlich vermissen, doch dafür ist er, wie sich das für einen rotlackierten Nazi gehört, so richtig auf Zack!
Thor Kunkel ist Schriftsteller und unter anderem Autor des Bestseller-Romans „Endstufe“.