Zitat: “Überall dort, wo der Mensch in den Bannkreis der Technik gerät, sieht er sich vor ein unausweichbares Entweder-Oder gestellt. Es gilt für ihn, entweder die eigentümlichen Mittel zu akzeptieren und ihre Sprache zu sprechen oder unterzugehen. Wenn man aber akzeptiert, und das ist sehr wichtig, macht man sich nicht nur zum Subjekt der technischen Vorgänge, sondern gleichzeitig zu ihrem Objekt. Die Anwendung der Mittel zieht einen ganz bestimmten Lebensstil nach sich, der sich sowohl auf die großen wie auf die kleinen Dinge des Lebens erstreckt.” Ernst Jünger in: Der Arbeiter, Herrschaft und Gestalt, S. 166f.
Gestern war die "totale Mobilmachung" erst einmal vorübergehend gestoppt: Für Stunden brach an diesem Dienstag das Funknetz von T-Mobile zusammen. Zwischen spätem Nachmittag und abends ging für Stunden nichts mehr. Damit konnten auch viele Nutzer von Internet-Mobiltelefonen nicht mehr ins Netz. Plötzlich erlebten Millionen Kunden dieses Netzanbieters wie es früher war, als es nur Telefonzellen gab, um Kontakt mit daheim aufzunehmen. Und man mußte sich beeilen, bevor die zwanzig Pfennig durchgefallen waren …
Die Zeitungen dokumentieren heute, welchen Einbruch in die gewohnte Welt es plötzlich bedeutet, nicht permanent unterwegs "online" zu sein, "Emails zu checken", SMS zu verschicken, in der U-Bahn vor umstehenden Menschen ins Telefon zu brüllen und Freunden zu erzählen: "Ich bin jetzt gerade in der U-Bahn unterwegs."
Trotz alledem geht die JUNGE FREIHEIT diese Woche mit einer völlig überarbeiteten Internet-Seite ans Netz. Wir tragen damit einer Entwicklung Rechnung, an der keine Zeitung vorbeikommt. Vor allem bei den unter 30jährigen hat sich das Mediennutzungsverhalten umgekehrt. Das Internet ist die primäre Informationsquelle, gedruckte Zeitungen und Zeitschriften die sekundäre.
Mir ist dies deutlich geworden, als ich neulich einen Leser der ersten Stunde traf und er mir erzählte, wie die JF Anfang der neunziger Jahre unter konservativen Schülern und Studenten als Geheimtip von Hand zu Hand weitergegeben wurde. Das passiert zwar auch heute noch. Aber: Heute schickt man sich "Geheimtips" als Link-Tip per E-Post oder SMS weiter. Oder es wird getwittert.
Wenn eine Affäre anrollt, so findet sie mittlerweile als erstes im Internet statt. Hier finden Nachrichten ihre erste Verbreitung, hier entstehen mittlerweile die meisten Geschichten. Hier werden die Kontakte gemacht, wachsen Netzwerke.
Doch die traditionelle, gute Zeitung stirbt nicht, auch wenn dies Internet-Gurus wie Sascha Lobo (wie aktuell im Medium Magazin) behaupten: "Die Tageszeitung wird das Medium sein, das als erstes stirbt. In den USA ist es schon so weit und es wird auch in Deutschland passieren."
Auch wenn das Medium in Zukunft immer stärker vom Papier zum Bildschirm wechselt: Als Leser werden wir immer auf qualitätvolle Redaktionen angewiesen sein, die aus dem Nachrichten-Tsunami, der uns täglich überrollt, aus diesem unendlichen Wust an Halb- und Desinformation das Wichtige und Wesentliche herausfiltern. Die Kompetenz der JF ist nicht das Bedrucken von Papier, sondern das Verbreiten nonkonformer, kritischer Informationen und Analysen für mündige Leser. Noch kann über die Internetseite diese Zeitung nicht finanziert werden. Deshalb ist es so wichtig, daß die JF auch weiter an Abonnenten gewinnt. Das lesen einer guten, hintergründigen Wochenzeitung ist auch ein ästhetischer Genuß. Darauf sollten Sie nicht länger verzichten, wenn Sie noch nicht Abonnent der JF sind. Hier gehts zum Abo.