Nachdem der Kommunismus 1989 an die Wand des drohenden Staatsbankrotts gefahren ist und sich gewaltlos vom Kapitalismus hat retten lassen, steht bereits zwanzig Jahre später der Kapitalismus vor dem großen Crash. Könnte sein, daß unsere Gesellschaft bald so aussieht wie das Auto von Jörg Haider.
Die Gesichter der Politiker, die es versäumt haben, darauf zu achten, daß der Turbokapitalismus nicht alles in den Abgrund reißt, sehen ernst aus, sehr ernst. Nun versuchen sie, den globalen Schuldenkreislauf der Banken in Höhe von 500 Billionen (12 Nullen!) US-Dollar durch wunderbare Geldvermehrung aufrechtzuerhalten. Die Bankenmanager mit Gehältern von 10, 20 und mehr Millionen im Jahr sind Lichtjahre entfernt von den Sparern, die auf Konsum verzichten, um ihre Existenz zu sichern, Lichtjahre von den Familien, für die das Kindergeld gerade um 10 Euro pro Monat erhöht wird. Für jene "arbeitet das Geld", die Masse der Menschen arbeitet für das Geld, und das wird gerade von den Megazockern verspielt. Das Ifo-Institut prognostiziert, daß der Rettungsplan nicht greifen wird, weil die Manager eine Schrumpfung ihrer Gehälter auf 500.000 Euro pro Jahr nicht akzeptieren würden.
Der reiche Westen von Kopf bis Fuß(volk) heillos verstrickt in Schulden, die arme Welt heillos dem Hunger ausgeliefert (Anstieg der Hungernden im Jahr 2007 um 75 Millionen Menschen), China auf dem Sprung, und vor uns der Abgrund der demographischen Krise – immer weniger Menschen, die immer größere Schulden erben.
Könnte es sein, daß es sich nicht bewährt, wenn ein Wirtschaftssystem einem Laster freien Lauf läßt, nämlich der Gier? Sie findet in sich niemals eine Grenze, selbst wenn alles kaputtgeht. Johannes Paul II. formulierte 1991: "Eine Freiheit, die es ablehnt, sich an die Wahrheit zu binden, würde in Willkür verfallen und am Ende sich den niedrigsten Leidenschaften überlassen und damit sich selber zerstören." (Centesimus Annus, 4)
Eigentlich müssen wir froh sein, daß der globale Geldballon nun angestochen ist. Sein Gas hat uns alle vergiftet. Meine Eltern sprachen von der "Zeit der schönen Not", als es nach dem Krieg um die Existenz ging. Die Menschen waren inspiriert von der Hoffnung, eine bessere Welt aufzubauen. Wir werden wieder lernen müssen, mit wenig auszukommen, einander zu helfen und das Wesentliche zu schätzen: Glauben, Familie, Kinder. Es wird kein einfacher Durchgang sein, aber er ist unvermeidlich.
Gabriele Kuby ist Soziologin, Publizistin und Mutter von drei Kindern. Sie lebt in Rimsting (Oberbayern).