Junge Deutsche bekennen sich heute deutlich stärker als in den vergangenen Jahrzehnten dazu, Stolz auf ihr Heimatland zu empfinden. Dem CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer macht diese Erkenntnis Mut für die Zukunft, wie er in der vergangenen Woche in einem Vortrag zum Thema „Dem Vaterland dienen — Konservative sind Patrioten“ vor der Hanns-Seidel-Stiftung in Berlin deutlich machte. Ramsauer erinnerte daran, daß es noch vor 30 Jahren schwer möglich gewesen wäre, ohne Protestbekundungen einen öffentlichen Vortrag über ein solches Thema zu halten. Seit dem Ende der sechziger Jahre wurde das klassische Kriterium des Konservatismus, der „gesunde Menschenverstand“, von der Linken planmäßig lächerlich gemacht, so Ramsauer. Mit sich wissenschaftlich gebenden Theorien sei versucht worden, auch die bundesdeutsche Gesellschaft dem System des Planes zu unterwerfen. Der Blick auf die Wirklichkeit habe in diesem Zusammenhang keine Rolle mehr gespielt. Regelmäßig seien CDU und CSU gerade von der rot-grünen Regierungskoalition unter Gerhard Schröder mit dem Vorwurf des vermeintlichen „Reformstaus“ konfrontiert worden. Bewährtes wurde abgeschafft, bevor der tatsächliche Nutzen des Neuen belegt war. Zudem seien gravierende Mängel behauptet worden, die in der Realität überhaupt nicht vorhanden waren. So werde beispielsweise immer wieder behauptet, daß Deutschland durch eine regressive Einwanderungspolitik viele Fachkräfte fernhalte und so wirtschaftlicher Schaden entstehe. Tatsächlich sei jedoch der heutige Fachkräftebedarf zum größten Teil mit der zielgerichteten Qualifizierung einheimischer Arbeitskräfte zu decken. Heute müßten die Konservativen daher ihre Chance nutzen, „ständige Neuerer“ noch stärker als bislang unter Rechtfertigungsdruck zu stellen. Der wichtigste Pfeiler des Konservatismus ist nach Ansicht Ramsauers nach wie vor die Verbundenheit mit dem Vaterland. Der Zusammenhalt der Menschen in der eigenen Nation werde keineswegs durch die europäische Entwicklung negiert. Vielmehr ergänzten sich das Nationalbewußtsein und die Verbundenheit verschiedener Staaten auf der Grundlage christlich-abendländischer Werte. Dieses Bekenntnis unterscheide die CSU freilich auch von jenen „Ewiggestrigen“, denen die Einsicht in die Notwendigkeit der europäischen Zusammenarbeit und Verständigung fehle. Zentraler Bestandteil einer guten Gemeinschaft sei zudem der Schutz und die Pflege der Familie, da es ein „glückliches Nomadenleben“ nicht gebe. Die Familie müsse stets den obersten Schutz des Staates genießen. Gleichsam habe sich eine gute Familienpolitik am Maßstab der Freiheit zu orientieren und nicht an kollektivistischen Idealen. Daher seien „staatliche Aufbewahranstalten“ für Kinder grundsätzliche abzulehnen. Das letzte Wort über die Wahl der geeigneten Betreuungsmöglichkeit hätte immer bei den Eltern zu verbleiben. Für eine enge Bindung an das Vaterland sei es zudem wichtig, „den Charakter der Heimat zu bewahren“. Die Deutschen hätten allen Grund, gerade auf ihre vielfältige Kulturlandschaft stolz zu sein. In diesem Sinne sei es wichtig, ländliche Räume nicht als „wirtschaftsgeographische Resträume“ zu betrachten, die gegenüber den Mittel- und Großstädten zurückgeblieben seien.