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Marc Jongen, ESN Fraktion

Unermüdlich

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Cato, Palmer, Exklusiv

Als Mickey Dolenz von den Monkees sich einen der ersten Moog-Synthesizer anschaffte und ihn auf dem Psych-Pop-Klassiker „Pisces, Aquarius, Capricorn & Jones Ltd“ (1967) erklingen ließ, läutete er einen regelrechten Triumph der Elektronik über den Menschen ein. Zwei Jahre später hoben die rauhen englischen Blues-Rocker Spooky Tooth im Verbund mit dem französischen Avantgarde-Komponisten Pierre Henry die erste Ausgeburt der stürmischen Liebesaffäre zwischen Rock und Technologie aus der Taufe und nannten sie „Ceremony: An Electronic Mass“. Eine neue Band namens Deep Purple nutzte das Instrument, um ihre Anfänge im psychedelischen Folk hinter sich zu lassen und mit „Concerto For Group and Orchestra“ (1970) Klassik-Töne anzuschlagen. Doch erst die langmähnigen Pomp-Rocker der Achtziger befreiten den Synthesizer vom Ruch des Avantgardistischen und verhalfen ihm zu seinem Ehrenplatz auf der Stadionbühne. Der von ihnen geprägte, mal elegant, mal scheppernd klingende Mix aus üppiger Orchestrierung und melodischem Hardrock verbindet drei Neuerscheinungen aus dem betriebsamen Hause Frontiers Records. Bei Bob Catleys sechstem Soloalbum kann von scheppernden Klängen zum Glück keine Rede sein. Mit „Immortal“ knüpft der Magnum-Sänger an den tolkienesken Fantasy-Rock seiner ersten drei Soloprojekte „The Tower“ (1998), „Legends“ (1999) und „Middle Earth“ (2001) an und läßt Klanglandschaften aus tosenden Elektro-Gitarren, donnerndem Schlagzeug, Klavier-Kaskaden und jauchzendem Synthesizer erstehen. Vor solch dramatischer Kulisse erzählt seine rockig-theatralischer Stimme mythische Geschichten vom Kampf zwischen Engeln und Dämonen („War in Heaven“), einem Soldaten auf der Suche nach Ruhm und Ehre („Win the Throne“) und unerwiderter Liebe („You Are My Star“). Noch hörenswerter ist die mitreißende Ballade „The Searcher“ mit ihren präzisen Saiten-Arrangements und spannungsreichen Tempowechseln. Catleys Kollaboration mit Produzent Dennis Ward (PC 69/Khymera) und Starbreaker-Gitarrist Magnus Karlsson entschädigt vollkommen für sein lustloses Rock­album „Spirit of Man“ (2005). Für seinen Gastauftritt als Komponist und Keyboard-Spieler unterbrach Karlsson die Arbeit an Starbreakers eigenem zweiten Album „Love’s Dying Wish“. Mit einer Mischung aus Stimmathletik und Heavy-Metal-Riffs (und am Schlagzeug darf sich wieder John Macaluso die Seele aus dem Leib trommeln) setzt die Gemeinschaftsproduktion des unermüdlichen Schweden mit dem Sänger Tony Harnell den Erfolg von „Starbreaker“ fort. Was die Scheibe über das Altbewährte hinaus interessant macht, sind die langen Sequenzen gesampelter Saiteninstrumente und Power-Pop-Elemente. In der üppigen Rock-Pop-Ballade „Hide“ sind hinter den krachenden Gitarren Beatles-inspirierte Harmonien zu hören, wabernde Violinen und E-Gitarrenakkorde verschmelzen in der Abschlußnummer „This Close“ zu einer atmosphärischen Rockhymne. Schade nur, daß ein Stück nach dem anderen mit endlosen Gitarrensolos die Vier-Minuten-Grenze erreichen muß — sonst hätte dies die Platte werden können, die den Ruf des Melodic Metal rettet! Von „Faith“, der lang erwarteten neuen Platte von Crown of Thorns, kann man das leider beim besten Willen nicht behaupten. Deren Sänger und Multi-Instrumentalist Jean Beauvoir spielte früher bei den Plasmatics und bei Steve Van Zandts Disciples of Soul, Crown of Thorns tourten bereits mit Bon Jovi, und ihr Debütalbum hielt sich 1994 sechs Monate lang in den Metal-Charts. Wie eine Band mit einer derart vielversprechenden Vorgeschichte dazu kommt, eine narkotisierte Midtempo-Ballade an die andere zu reihen, bleibt ihr trauriges Geheimnis.

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