Die Linkspartei hat zur Zeit gut lachen. Weil geteilte Freude eine doppelte ist, läßt sie die anderen an ihr teilhaben. Die Präsidentschaftskandidatur des Schauspielers Peter Sodann ist hintersinnig-humoristisch gemeint. Wo Johannes B. Kerner als Journalist, Peter Struck als Geostratege mit Hindukusch-Kompetenz und Michael Glos als Wirtschaftsminister möglich sind, fällt ein Bundespräsident Sodann keineswegs aus dem Rahmen, haben die Strategen im Karl-Liebknecht-Haus sich gedacht. Es ist ihnen gelungen, mit ihrer — in der Sache aussichtslosen — Personalie das allgemeine politische Niveau bis zur Kenntlichkeit zu entstellen! Sodann weiß, daß er für die Partei ein Verlegenheitsvehikel ist. Mit seiner jüngsten Äußerung, Bankenchef Ackermann eigenhändig hinter Schloß und Riegel bringen zu wollen, hat er signalisiert, daß er die Instrumentalisierung seiner Person durch die Linke, die die etablierte Parteienoligarchie komplettieren möchte und sich dafür staatstragend gibt, nicht zulassen wird. In der Rolle des sächsischen Eulenspiegels erinnert er sie daran, welchen Stimmungen sie ihre Wahlerfolge verdankt. Peter Sodann wurde 1936 im sächsischen Weinböhlau bei Meißen geboren. Der Arbeitersohn erhielt auf der Arbeiter- und Bauernfakultät Gelegenheit, die Hochschulreife nachzuholen. Das macht verständlich, warum er die DDR zwar nicht wiederhaben, sie sich aber auch nicht nehmen lassen will. Ein Mitläufer war der Vater von vier Kindern nie. 1961 — er war Leiter eines Studentenkabaretts — wurde er wegen „Konterrevolution“ zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, von denen er neun Monate absaß. Seine künstlerische Laufbahn begann 1964 am Berliner Ensemble. Sie führte ihn schließlich nach Halle, wo er bis 2005 als Leiter der „Kulturinsel“ — ein Komplex aus Galerie, Bibliothek, Theatern usw. — einen gesellschaftlichen und sozialen Ankerplatz für die gebeutelte Stadt schuf. Sein soziales Empfinden ist tief und ernsthaft, doch seine Vorstellungen, wie soziale Gerechtigkeit herzustellen ist, sind romantisch bis abenteuerlich. Seine große Stunde schlug 1991, als die ARD ihm die Rolle des Tatort-Kommissars mit dem sprechenden, treffenden Namen „Bruno Ehrlicher“ antrug, den er bis 2007 verkörperte. Er sei „nicht ganz dämlich“, sagte Sodann bei der Vorstellung seiner Kandidatur. Was ihn nicht hindert, weiterhin dämliche Ossi-Wessi-Witze zu verbreiten, die seine gesamtdeutsche Fernsehprominenz, der er seine Schilderhebung verdankt, zur Hälfte desavouieren. Seine Zweifel am bundesdeutschen Demokratiebetrieb dagegen werden weithin geteilt: Kein Wunder, wenn zur gleichen Zeit achtzig Prozent der Bundestagsabgeordneten für die Verlängerung des Afghanistan-Einsatzes stimmen, ohne fähig zu sein, die achtzig Prozent der Deutschen zu widerlegen, die dagegen sind. Als Ort, an dem Peter Sodann die Treffsicherheit seiner Eulenspiegeleien vervollkommnet, ist das Schloß Bellevue dennoch zu schade.