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Fußball gegen Rechts

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In der vergangenen Woche wurde DFB-Präsident Theo Zwanziger mit dem Preis „Gegen Vergessen — Für Demokratie“ des gleichnamigen von Hans-Joachim Vogel gegründeten Vereins ausgezeichnet. Verdient hatte sich der 63 Jahre alten promovierte Jurist diesen Preis für sein Engagement gegen „Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Rechtsextremismus und die begonnene Auseinandersetzung mit der Geschichte des DFB in der Zeit des Nationalsozialismus“. Erst im Juni hatte Zwanziger den Tolerantia-Preis des schwulen Anti-Gewalt-Projekts „Maneo“ durch seinen „besonderen und herausragenden Einsatz gegen Intoleranz und Homophobie im Breitensport“ erhalten. Diese beiden Preise unterstreichen die zunehmende Politisierung des größten und zudem reichsten Einzelsportverbandes der Welt mit seinen über sechs Millionen Mitgliedern. Und diese Politisierung hängt eng mit der Person Zwanziger zusammen, der seit September 2006 allein dem DFB vorsteht. Zwanziger wird nicht müde zu betonen, daß der „Kampf gegen Rechts“ sein Hauptanliegen sei. Der Machtmensch, der von 1985 bis 1987 für die CDU im Landtag von Rheinland-Pfalz saß und 2005 das Bundesverdienstkreuz erster Klasse verliehen bekam, fährt gut mit diesem Schutzschild. Anders als sein wertkonservativer Vorgänger Gerhard Mayer-Vorfelder, den man durch permanente Korruptionsvorwürfe zu diskreditieren versuchte, will sich Zwanziger offenbar von Anfang an unangreifbar machen. Wunde Punkte könnte es durchaus geben. So berichtete beispielsweise der Tagesspiegel in Anspielung auf sein Verhältnis zu Hoffenheims Milliardär Dietmar Hopp: „Als der Hoffenheim-Mäzen den Fußballpräsidenten fragte, wen er ihm denn als Manager für die neue Frauenabteilung seines Vereins empfehlen könne, riet Theo Zwanziger: Nehmt Ralf Zwanziger, meinen Sohn.“ Jener Sohnemann ist inzwischen tatsächlich Koordinator des Frauen- und Mädchenfußballs der TSG 1899 Hoffenheim. Daß nun Sinsheim — dort entsteht die neue Spielstätte des Bundesliga-Neulings — einer von neun Austragungsorten der Frauen-Weltmeisterschaft 2011 sein wird, obwohl das Stadion noch gebaut wird, hat ebenfalls zu Spekulationen über Vetternwirtschaft geführt. Wie der DFB-Präsident mit kritischer Berichterstattung umzugehen pflegt, bekommt seit vier Monaten der freie Sportjournalist Jens Weinreich zu spüren. Von Toleranz und demokratischem Grundverständnis ist da nicht viel zu erkennen. Der frühere Sportchef der Berliner Zeitung hatte es in seinem Internet-Blog „Direkter Freistoß“ gewagt, Zwanziger als „unglaublichen Demagogen“ zu bezeichnen. Hintergrund waren Äußerungen von Zwanziger über die Vermarktung von Fernsehrechten und die Rolle, die dabei das Bundeskartellamt gespielt hatte. Der Funktionär verklagte daraufhin Weinreich vor dem Landgericht Berlin auf die Abgabe einer Unterlassungserklärung. Das Landgericht und das Kammergericht Berlin haben dieses Unterlassungsbegehren und den Antrag auf einstweilige Verfügung abgewiesen. Zwanziger gab allerdings nicht klein bei, sondern drohte eine Klage in der Hauptsache an, und zwar in Koblenz, wo er früher selbst Richter am Verwaltungsgericht war. Warum Zwanziger so hartnäckig gegen die Titulierung „Demagoge“ vorgeht, erklärte er in einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit, deren Kooperationspartner der DFB bei der Aktion „Netz gegen Nazis“ ist. Ein Demagoge sei ein Volksverhetzer und Volksverhetzung eine strafbare Handlung. Laut Grundgesetz sei nicht nur die Meinungsfreiheit geschützt, sondern auch „die persönliche Ehre“. Beim Stichwort „Demagoge“ denke Zwanziger an Goebbels. Auf die Frage, ob es nicht weit hergeholt sei, einen direkten Zusammenhang zwischen Demagogie und der Zeit des Nationalsozialismus herzustellen, antwortete Zwanziger: „Da bitte ich Sie, meinen persönlichen Hintergrund zu berücksichtigen: Ich bin 1945 geboren und habe meinen Vater im Krieg verloren. Wenn man eine solche Vita hat und außerdem wie ich  in Yad Vashem war, denkt man anders über die Dinge nach. Ich bitte um Verständnis, daß meine Empfindlichkeit, was die Nazi-Zeit angeht, größer ist, als das vielleicht bei andern Leuten oder Jüngeren der Fall ist.“ Der DFB-Präsident sieht sich also als Opfer des Nationalsozialismus und fordert deshalb eine Sonderbehandlung. Zudem beansprucht er eine exklusive Deutung des Begriffs „Demagoge“, den man natürlich nicht zwangsläufig mit Volksverhetzer übersetzen muß. Es geht um Deutungshoheit oder, wie der DFB-Präsident selbst sagt: „Kommunikationsherrschaft.“ Vor zwei Wochen überraschte der DFB nun mit einer Presseerklärung, in welcher das Verbandspräsidium Weinreich eine „initiierte Kampagne“ vorwarf und diese „auf das schärfste“ verurteilte. Gleichzeitig wurde jedoch eine Erklärung des Journalisten „als ausreichende Entschuldigung und Eingeständnis eines Fehlverhaltens“ gewertet und damit akzeptiert. Damit schien das Thema erledigt zu sein. Nicht aber für Weinreich, der in der Darstellung des DFB „18 Lügen“ entdeckt haben wollte und über seinen Anwalt Ulrich Amelung ausrichten ließ, „alle rechtlichen Möglichkeiten bis hin zum Widerruf“ zu prüfen. Laut Süddeutscher Zeitung wollte Zwanziger die Sache möglicherweise deshalb so plötzlich vom Halse haben, weil der Gießener Anzeiger am 8. November von einer Podiumsveranstaltung berichtete, bei der Zwanziger dem Moderator „demagogische Fragen“ unterstellte. Was „Kommunikationsherrschaft“ bedeutet, bekommen auch die Schiedsrichter in Bayern zu spüren, die in einem Schreiben des Präsidenten des Bayerischen Fußball Verbandes (BFV) Rainer Koch — zugleich DFB-Vize und heißer Nachfolgekandidat von Zwanziger — aufgefordert werden, beim Thema „Rassismus, Antisemitismus und Gewalt auf Bayerns Fußballplätzen“ öffentliche Stellungnahmen „mit uns oder der BFV-Pressestelle“ abzustimmen, „um kein uneinheitliches Bild entstehen zu lassen“. Fakt ist: Wenn sich die Schiedsrichter unzensiert äußern würden, hätten sie wenig über Rechtsextremismus, dafür aber viel über Gewalt von Spielern „mit Migrationshintergrund“ zu berichten. Der „Kampf gegen Gewalt“ richtet sich jedoch fast ausschließlich gegen Deutsche. Erst dieser Tage waren die Vereine wieder einmal aufgefordert worden, einen „Fragebogen zu bestehenden Dialogformen und Netzwerken gegen Rassismus und Diskriminierung im Fußball“ auszufüllen. Entsprechende Strukturen hat der DFB längst etabliert. So zum Beispiel die vor eineinhalb Jahren gegründete Kulturstiftung, die Initiativen „gegen rassistische, fremdenfeindliche und anti-semitische Tendenzen“ unterstützen will. Im Kuratorium dieser Stiftung sitzen Grünen-Chefin Claudia Roth und Romani Rose, der Vorstandsvorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma.

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