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Adrenalinstöße

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Unwort, Umfrage, Alternativ

Ein wichtiges Bewertungskriterium für einen Thriller, vor allem, wenn er in das Horror- und Phantastik-Genre hineinreicht, ist das Ende. Oft fällt ein Film bereits nach einer Viertelstunde durch, wird als Dutzendware identifiziert. Das ist Kategorie eins. In der entscheidenden zweiten Kategorie geht es um andere Fragen: Wurde man durch das Ende überrascht, und ist die Überraschung auch schlüssig? Mit dem Ausgang, mit der Auflösung des Rätsels steht und fällt der gesamte vorher errichtete Spannungsaufbau. John Polsons Thriller „Hide and Seek“ beginnt drastisch, wenngleich konventionell. Der Psychiater Dr. Robert Goodman (Robert De Niro) findet eines Nachts seine Frau tot in der blutüberströmten Badewanne vor. Selbstmord, lautet die Diagnose. Die kleine Tochter Emily (Dakota Fanning) hat die Schreckensnacht als unfreiwillige Zeugin miterleben müssen, gilt seitdem als traumatisiert. Goodman beschließt deshalb, mit seiner Tochter ein neues Leben in kindgerechter Umgebung zu beginnen. Er zieht von New York in die Abgeschiedenheit einer ländlichen Kleinstadt. Die verschlossene Tochter beginnt sich dort langsam etwas zu öffnen, vor allem durch einen neuen Freund, den sie angeblich gefunden hätte – Charlie. Doch Charlie scheint unsichtbar zu sein. Der Vater hält Emilys Erwähnungen deshalb für Hirngespinste, die innerpsychische Bildung eines imaginären Spielgefährten. Doch bald häufen sich alptraumhafte Vorfälle. Der besorgte Vater findet nachts Botschaften im Badezimmer, eine Katze wird erdolcht, und schließlich scheint die Situation in dem Haus zu eskalieren. Bis zu diesem Punkt kann man „Hide and Seek“ einen interessanten Spannungsaufbau und vielversprechende Ansätze bescheinigen. Die verwendeten Schockmomente sind zwar keineswegs originell, werden aber in handwerklich solider Weise eingesetzt. Vor allem das ruhige, psychologische Spiel Robert De Niros und der kleinen Dakota Fanning vermittelt eine fesselnde Atmosphäre, die zum Mitfiebern und -rätseln geradezu einlädt. Zahlreiche Adrenalinstöße bei den Geschehnissen im alten Waldhaus sind dem Zuschauer garantiert. Wenn da nur nicht das problematische Ende wäre, das sich als hanebüchenes Konstrukt herausstellt – eine unglaubwürdige und während des ganzen Films nicht wirklich angedeutete Charakterverdrehung, zudem einige undurchschaubar gestaltete Nebenfiguren, die offenbar nur dazu erschaffen wurden, den Kinogänger auf falsche Fährten zu locken. Das ist womöglich genug, um einige jugendliche Thrillerfreunde neunzig Minuten lang zu unterhalten. Es reicht aber nicht aus, Begeisterung zu erzeugen oder zumindest Interesse an einem Stoff, der einen zehn Minuten nach Verlassen des Lichtspielhauses noch irgendwie beschäftigen würde. Foto: Emily (Dakota Fanning): Zeugin einer Schreckensnacht

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