Am Ende haben alle Proteste, Leitartikel, Aufrufe das Blatt nicht mehr wenden können: Ein Konsortium ausländischer Finanzinvestoren, bestehend aus der amerikanischen Investmentgesellschaft Veronis Suhler Stevenson (VSS) und der britischen Mecom unter Führung des Iren David Montgomery, übernimmt von der Stuttgarter Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck den traditionsreichen Berliner Verlag, in dem unter anderem die Berliner Zeitung erscheint. Der Vertrag wurde am Montagabend dieser Woche unterzeichnet, über den Kaufpreis vereinbarte man Stillschweigen. Brancheninformationen zufolge soll er bei etwa 150 Millionen Euro liegen. Noch fehlt es zwar an der Zustimmung des Bundeskartellamtes. Die Vertragspartner rechnen jedoch damit, daß der Kaufvertrag Ende November rechtskräftig wird. Es wäre das erste Mal in der Pressegeschichte, daß eine deutsche Tageszeitung zu hundert Prozent in die Hände weitgehend anonymer Finanzjongleure fällt. Zu den Kritikern dieser Transaktion gesellte sich am Dienstag auch die Bundesregierung. Die Übernahme bereite ihr „Sorge um die journalistische Qualität und die Zeitungskultur in Deutschland“, erklärte Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos). Sie hätte es bevorzugt, wenn der Berliner Verlag statt dessen an ein anderes Verlagsunternehmen verkauft worden wäre, fügte Weiss hinzu. Was offenbar möglich gewesen wäre. Immerhin soll der DuMont-Verlag (Kölner Stadt-Anzeiger, Express) laut einem Bericht der Financial Times Deutschland zuletzt sogar 175 Millionen Euro für den Berliner Verlag geboten haben. Holtzbrinck indes blieb stur und verhandelte exklusiv nur mit der Montgomery-Gruppe. Warum? Was steckt dahinter? Die seit Ciceros Zeiten sprichwörtlich gewordene Gretchenfrage stellt sich also auch hier wieder: Cui bono – wem zum Vorteil? Die Antwort darauf steht freilich noch aus.