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Marc Jongen, ESN Fraktion

Spannende Suche nach den Vorfahren

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Oft sind es vergilbte Fotos, Schriftstücke und Urkunden aus einem Karton der Großeltern, die den Weg in die Ahnenforschung weisen. Sie wecken Erinnerungen an die vielen Geschichten, die auf Familienzusammenkünften erzählt wurden. Bilder aus Fotoalben mit streng aussehenden Damen, die große Hüte tragen, oder Männern mit Kaiser-Wilhelm-Bärten: Die Neugier ist geweckt. Die Erinnerungen in der eigenen Familie sind meist nur noch vage; die Zusammenhänge fehlen, und so beginnt man zu forschen. Oft beginnt es auch ganz harmlos mit der Suche nach Bedeutung oder Herkunft des eigenen Nachnamens, und man wird neugierig auf die Ahnen. Ein nicht seltenes Motiv für den Forscherdrang ist schließlich die Suche nach adeligen Vorfahren. Viele wollen einfach nur wissen, ob sie mit Karl dem Großen verwandt sind. Ahnenforschung ist Mode geworden. In den USA steht das Thema bei der PC-Nutzung bereits an zweiter Stelle. Der durchschnittliche deutsche Familienforscher ist 60 Jahre alt und hat viel Zeit zum Forschen, doch sind inzwischen in den genealogischen Gesellschaften immer mehr jüngere Mitglieder anzutreffen, was nicht zuletzt der Computergenealogie geschuldet ist. Im deutschen Sprachraum gibt es etwa einhundert zumeist auf geographische Regionen spezialisierte genealogische Vereine. Eine Auflistung findet man unter https://wiki-de.genealogy.net/wiki/Portal:Vereine. Überwiegend gehören sie dem 1949 gegründeten Dachverband Deutsche Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände e.V. (DAGV) an. Überregional agiert der Verein für Computergenealogie (www.compgen.de), der mittlerweile über 2.300 Mitglieder hat. Er widmet sich schwerpunktmäßig der Veröffentlichung genealogischer Forschungsergebnisse im Internet. In den genealogischen Vereinen arbeiten sehr viele Ehrenamtliche. Sie leisten Hilfe zur Selbsthilfe. Suchen muß jeder selbst! Was nach langjährigem intensivem Forschen zusammenkommt, füllt nicht selten Dutzende von Aktenordnern. All diese Daten müssen geordnet und anderen zugänglich gemacht werden. Hierzu ist ein System notwendig, denn die Zahl der Ahnen potenziert sich. Besteht die Elterngeneration nur aus zwei Personen, verdoppelt sich mit jeder Generation die Anzahl der direkten Vorfahren. Schon nach wenigen Generationen kann man da leicht den Überblick verlieren. Der einzige Weg, Personen einwandfrei zu identifizieren, ist ein System, bei dem jeder Person eine einwandfreie Kennziffer zugeteilt wird. Das bekannteste System ist das des Freiherrn Kekule von Stradonitz, bei dem alle Personen einer Ahnentafel durchnumeriert werden. Die Ausgangsperson (egal, ob weiblich oder männlich) erhält die Ziffer „eins“, der Vater die „zwei“, die Mutter die „drei“. Damit haben alle männlichen Vorfahren eine gerade, alle weiblichen Vorfahren eine ungerade Zahl. Heimatgeschichtliche Literatur als wertvolle Quelle Eine gute Basis, um die Daten geordnet aufzulisten und abzurufen, sind computergestützte Ahnenprogramme. Im Zeitalter der Computergenealogie ist es wichtig, daß sämtliche Daten auch untereinander ausgetauscht werden können. Als Standard-Dateiformat hat sich dabei das GEDCOM-Format etabliert. GEDCOM steht für „Genealogical Data Communication“ und wurde von den Mormonen entwickelt, die aus religiösen Gründen nach Ahnen suchen. Denn die Familie spielt im Leben der Mormonen eine herausragende Rolle. In diesem GEDCOM-Format können Familiendaten auf digitalem Weg mit anderen Familienforschern ausgetauscht werden. Ein Genealogieprogramm, welches das GEDCOM-Dateiformat nicht beherrscht, sollte nicht in Betracht gezogen werden. Weiterhin besteht die Möglichkeit, die gesammelten Daten in der Internet-Datenbank GEDBAS des Vereins für Computergenealogie (https://gedbas.genealogy.net) zu hinterlegen. Dort sind mittlerweile über 3,5 Millionen Personennamen aus fast 1,3 Millionen Familien gespeichert. Dieses Archiv ist jedermann zugänglich. Auch die Mormonen, die weltweit Kirchenbücher verfilmt haben, betreiben sehr große Datenbanken mit Namenlisten aus aller Welt, zu finden unter www.familysearch.org. Die trockenen Daten werden interessanter, wenn sie historisch eingebunden und auch der Alltag der Vorfahren erforscht wird. Deshalb betreiben Familienforscher darüber hinaus intensiv Heimatkunde und regionale Geschichte und tragen damit aktiv zur Erarbeitung eines außerordentlich lebendigen Geschichtsbildes bei. Vielfach ist die heimatgeschichtliche Literatur selbst eine wertvolle Quelle. So gibt es Ortschroniken, Ortsfamilienbücher, aber auch Herkunftssagen, die Lebensbilder einzelner Ahnen enthalten. Diese Geschichten sind angefüllt mit wirklichen Personen, mit denen man verwandt ist. Die Ereignisse, Daten, das gesamte Spektrum der Lebensumstände der Vergangenheit sind für den Forscher somit persönlich und nachvollziehbar geworden. Die Ahnenforschung erfordert vor allem die Beschäftigung mit Primär-quellen. Die wesentlichen Lebensdaten der Vorfahren finden sich in den Standesämtern und in Kirchenbüchern. So werden viele Schreiben an Pfarrämter und andere Institutionen vonnöten sein, um Auszüge aus Kirchenbüchern oder sonstigen Quellen zu erhalten. Auszüge aus Kirchenbüchern werden meist gegen geringe Gebühr zur Verfügung gestellt. Um Auszüge von Standesämtern zu erhalten, benötigt man laut Datenschutzgesetz ein „berechtigtes Interesse“. Die Kirchenbücher beginnen nach Einführung de Reformation, meist aber erst in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg, also nach 1648. Sie zu entziffern, ist häufig nicht einfach, da sie in alter Schrift geschrieben sind. Die Kirchenbücher enthalten auch ungewohnte Abkürzungen, die Verwirrung stiften können. Ob man nun nach historischen Quellen sucht oder rätselhafte Datumsangaben oder Berufs- und Krankheitsbezeichnungen zu entschlüsseln hat, Hilfsprogramme sowie Standardwerke liefern hier Antworten. Kein Genealoge wird umhinkönnen, sich mit der Zeit in die einschlägigen Werke zu Adelsgeschichte, Lehnsrecht, Kirchengeschichte und Archivwesen sowie die Hilfsmittel zur Familiengeschichtsforschung einzuarbeiten, darunter Lexika der historischen Krankheitsbezeichnungen, des Münzwesens, Militärgeschichte, Regionalgeschichte, Kalenderbezeichnungen und Schriftkunde. Nur so kann er die gesammelten Daten auch entschlüsseln und in den richtigen historischen Kontext einbinden. Gute Geschäfte mit Wappen – doch: Vorsicht Beim Kalenderwesen ist zu berücksichtigen, daß es den julianischen, gregorianischen, jüdischen, islamischen und zuletzt auch den französischen Revolutionskalender gibt. Man muß sich über die Geschichte und die „Funktionsweise“ der jeweiligen Kalender informieren, um die vielfältigen christlichen Feiertage und Kirchendaten unterschiedlicher Konfessionen auseinanderhalten zu können. Dazu kommen viele historische Bezeichnungen, die heute kaum noch geläufig sind. Auch hier bietet das Internet viele Informationsquellen wie Archivkataloge, regionale Quellen sowie Newsgroups, Foren und Mailinglisten. Gute Übersichten sind auf den Seiten des Vereines für Computergenealogie sowie unter www.ahnenforschung.net und www.genealogy.net zu finden. Das Problem für die Nutzer ist jedoch, in der Fülle des Internet genau das zu finden, was ihn interessiert. Zwei Wege führen hier zu den gewünschten Informationen: Webkataloge und Suchmaschinen. Insbesondere die speziellen Webkataloge für die Welt der Genealogie haben sich oft als hilfreich erwiesen. Im Zeitalter des Internet ist es unverzichtbar, am Anfang einer Forschung zu überprüfen, ob die gesuchten Daten und Zusammenhänge nicht schon irgendwo von einer vorangegangenen Forschergeneration veröffentlich wurden. Nicht selten haben Hobbyforscher in monatelanger Arbeit Daten aus Kirchenbüchern abgeschrieben, nur um später festzustellen, daß diese bereits in gedruckter oder elektronischer Form vorliegen. Mit einer gründlichen Recherche in der einschlägigen Literatur sowie im Internet können solche Anfängerfehler vermieden werden. Nicht nur Familiengeschichten, auch zahlreiche aufgearbeitete Quellen sind in der Literatur zu finden. Besondere Bedeutung erlangt die spezielle Literatur, wenn ihrer Zusammenstellung Quellen zugrunde liegen, die inzwischen verlorengegangen ist, wie Auszüge aus Kirchenbüchern, die im Zweiten Weltkrieg vernichtet wurden. Solche Veröffentlichungen können gerade dann wertvoll sein, wenn man nach einer langen Suche nicht mehr weiterkommt. Es gibt auch immer wieder unausgehobene Schätze in den Archiven, die noch nicht erschlossen sind, beispielsweise Nachlaßakten, Nachlässe, Testamente, Bürgerbücher, Steuerlisten, Musterungs- und Waisenhauslisten, Leichenpredigten, Prozeß- und Gerichtsakten, insbesondere Reichskammerakten, Gefangenenlisten, Auswandererlisten oder Volkszählungslisten. Auf diesem Weg erfährt man oft mehr über die Ahnen als aus den einfachen Heirats- und Melderegistern oder aus Standesämtern. Das große Interesse von immer mehr Menschen an der Herkunft ihrer Familie ist auch ein gutes Geschäft für die Heraldiker (Wappenkundler). Wappen sind schon lange nicht mehr nur Sache des Adels. Die heutigen Kunden von Heraldikern kommen mittlerweile aus allen Schichten. Häufig sind es Menschen, die eigene Ahnenforschung betrieben haben und nun ihr Werk mit einem Wappen krönen wollen. Dabei ist aber Vorsicht geboten, denn hier sind viele schwarze Schafe tätig, die teilweise bereits vorhandene Wappen abkupfern Das ist nicht nur unschön, sondern auch strafbar. Die einzige seriöse deutsche Wappenrolle führt der Verein Herold in Berlin. Darin sind mehr als 10.000 Wappen deutscher Familien, hauptsächlich Bürgerlicher eingetragen. Für die Gestaltung eines Familienwappens gelten uralte Gesetze. Nach den Regeln der Heraldik soll ein Wappen „redend“ sein, also Aufschluß über die Herkunft des Familiennamens geben. Um ein seriöses Familienwappen erstellen zu lassen, braucht man Namen, Lebensdaten und Berufe von mindestens drei Generationen im Mannesstamm, damit Namen, die Heimat und die berufsständische Zuordnung des Geschlechts durch die heraldische Zeichensprache versinnbildlicht werden können. Für einen ernsthaften Heraldiker ist es oft eine Gratwanderung, die Wünsche der Kunden und die Regeln der Heraldik miteinander zur vereinbaren. Eine Eintragung in seriöse Wappenrollen wird abgelehnt, wenn Kunden aus purer Eitelkeit sich ein Wappen erstellen lassen und sich sonst nichts aus der Ahnenforschung und Heraldik machen. Für die Erstellung eines Wappens können schon gut mehr als 1.500 Euro ausgegeben werden, dazu kommen dann noch die Kosten für die Ahnenforschung, die sich unter Umständen auf mehrere tausend Euro belaufen, soweit Profis in Anspruch genommen werden. Wer Familienforschung betreibt, wird niemals fertig Eines ist sicher: Wer Familienforschung betreibt, wird niemals fertig. Immer wieder tauchen neue Namen auf, vielfach können auch nur Bruchstücke ermittelt werden, und oft steht am Ende einer langen Forschung der berühmte „tote Punkt“ einer Ahnenreihe, der nur durch Zufall oder oft auch gar nicht mehr überwunden werden kann. Ahnenforschung bleibt ein lebenslanges Abenteuer, und es gibt auch immer wieder Überraschungen, wenn etwa herauskommt, daß der Urahn gar nicht ausgewandert ist, wie es die Familienlegende will, sondern die Zeit im Gefängnis verbrachte. Sie führt aber nicht selten auch zur Familienzusammenführung, selbst zur Gründung von Familienverbänden. Manche Familie hat sich auf diese Art und Weise neu kennengelernt. Stichwort: Genealogie: Die Genealogie, die Lehre von der Abstammung, ist eine historische Hilfswissenschaft – vergleichbar mit der Numismatik (Münzkunde) oder der Heraldik (Wappenkunde). Die Genealogie – zumeist synonym mit den Begriffen Familienkunde oder Ahnenforschung gebraucht – wird unterteilt in die theoretische Genealogie, die sich mit den Regeln beschäftigt, und die darstellende Genealogie, die die Abstammungsverhältnisse und die verwandtschaftlichen Beziehungen von Individuen und deren Familien untersucht. Infos im Internet: https://wiki.genealogy.net https://www.genealogienetz.de https://www.ahnenforschung.net https://www.compgen.de https://gedbas.genealogy.net

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