Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) aufgefordert, sich während der deutschen Ratspräsidentschaft für ein EU-weites Verbot von Glühlampen ab 2010 einzusetzen. „Die Umsetzung einer solchen Regelung zum Klimaschutz wäre denkbar einfach“, meinte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. Es genüge, wegen der EU-Kennzeichnungsregelung ein Verbot für alle Lampen zu erlassen, die nicht die Energieeffizienzklassen A, B oder C erfüllten. Angesichts der aktuellen Debatte um Klimaschutz und Energieeinsparung gab es nicht mal in der Boulevardpresse Kritik. Doch welchen Beitrag könnte ein Glühlampenverbot leisten? Das ist nicht so einfach zu beantworten. Der Energiesparlampenhersteller Philips verspricht beispielsweise „bis zu 80 Prozent“ Energieeinsparung und die sechsfache Lebensdauer im Vergleich zu einer Glühlampe. Die Philips-Sparlampe müsse „bei einer durchschnittlichen Brenndauer von drei Stunden pro Tag erst nach sechs Jahren wieder ausgetauscht werden“. So spare eine 20-Watt-Energiesparlampe im Laufe ihrer Lebensdauer „rund 85 Euro“. „500.000 Tonnen weniger CO2-Ausstoß pro Jahr“ Und wenn jeder der rund 150 Millionen EU-Haushalte „drei herkömmliche 60-Watt-Glühlampen gegen moderne 11-Watt-Energiesparlampen austauscht, könnte der jährliche CO2-Ausstoß der Kraftwerke um rund sieben Millionen Tonnen reduziert werden“, heißt es in der Philips-Werbung. „Um diese Menge des schädlichen Treibhausgases auf natürliche Weise in Sauerstoff umzuwandeln, müßten Jahr für Jahr etwa 350 Millionen Bäume gepflanzt werden. Allein in Deutschland entspräche das einer Einsparung von rund 500.000 Tonnen CO2 pro Jahr oder dem Pflanzen von 25 Millionen Bäumen.“ Vergleicht man eine Energiesparlampe mit hochwertigen Halogenlampen oder Leuchtstoffröhren, kommen letztere in der Lichtausbeute besser weg. Zudem sollten Sparlampen aufgrund ihres „Elektrosmogs“ (wie viele andere Geräte auch) nicht dauerhaft in Körpernähe betrieben werden. Sie sind deshalb nicht als Lese- oder Schreibtischlampe, sondern nur als Deckenbeleuchtung zu gebrauchen. Und mit zunehmendem Abstand verringert sich die Lichtstärke einer Sparlampe: Verdoppelt sich die Entfernung, sinkt die Lichtstärke auf ein Viertel; wird die Entfernung zur Lampe verfünffacht, so beträgt die Lichtstärke nur noch 1/25. So wäre die schlechteste Glühlampe am Arbeitsplatz immer noch besser als eine Energiesparlampe an der Decke. Außerdem ist in der kalten Jahreszeit die Abwärme von Glüh- und Halogenlampen als Wärmegewinn bei der Raumheizung zu berücksichtigen, wodurch sich ihre Energiebilanz im Winter verbessert. Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen benötigen eine hohe Betriebstemperatur, die Umgebungstemperatur sollte zwischen 20 bis 30 Grad Celsius liegen. Bei niedrigerer Raumtemperatur verschlechtert sich die Lichtausbeute: In kalten Räumen kann sich die Lichtausbeute sogar halbieren, wodurch sich ihre energetischen Vorteile gegenüber Glüh- und Halogenlampen vermindern. Die Lichtausbeute von Energiesparlampen läßt mit der Lebensdauer nach. Die versprochene sechsfache Lebensdauer von Sparlampen erreichen nur teure Qualitätsprodukte – und sie hängt auch von den Betriebsbedingungen ab: Sie erfordert lange Leuchtphasen und eine ausreichende Abkühlzeit bis zum nächsten Einschalten. Die Lebensdauer kann sonst auf einen Bruchteil des angegebenen Durchschnitts sinken. Die skurrile Empfehlung, Energiesparlampen durchgehend leuchten zu lassen, um ihre Lebensdauer nicht zu verkürzen, führt zu unnötigem Stromverbrauch. Glühlampen, die nur bei Bedarf angeschaltet werden, sind beispielsweise in Abstellkammern, Treppenhäusern oder mit Bewegungsmeldern versehenen Außenleuchten unverzichtbar. Auch in Flur, Bad oder Schlafzimmer können sie effizienter sein. Energiesparlampen halten nicht ewig – speziell solche, die nicht von Markenherstellern kommen. Und da sie 2,5 bis fünf Milligramm Quecksilber enthalten, müssen sie getrennt vom Hausmüll entsorgt werden. So verlangt es zumindest das Elektro- und Elektronikgerätegesetz, das seit vorigem Jahr gilt. Doch eine Studie des von deutschen Lampenherstellern gegründeten Rücknahmeunternehmens „Lightcycle“ offenbarte, daß durch eine falsche Entsorgung von Energiesparlampen allein 2006 mehrere hundert Kilogramm des giftigen Schwermetalls in die Umwelt gelangt sind. Knapp 90 Prozent aller in privaten Haushalten verbrauchten Energiesparlampen landeten nämlich im Hausmüll statt bei den Abgabestellen. Außerdem befinden sich in den Lampen weitere Problemstoffe, die nur teilweise wieder aufgearbeitet werden können. Das beste Licht kommt immer noch kostenlos von der Sonne Die gesundheitlichen Nachteile von Leuchtstoffröhren und Sparlampen sind ebenfalls noch nicht vollkommen geklärt. Herkömmliche Glüh- und Halogenlampen spenden ein weitaus besseres Licht – gleichmäßig ohne Flimmern, mit guter Farbwiedergabe und einem akzeptablen Spektralverlauf. Die inzwischen immer häufiger in Fahrzeugrückleuchten eingesetzten Leuchtdioden (LED) sind für den Hausgebrauch – wenn überhaupt – Zukunftsmusik. Ein generelles Glühlampenverbot ist – bei umfassender Betrachtung – der falsche Weg. Und: das beste Licht kommt immer noch von der Sonne. Deshalb sollte man so oft und so lange wie möglich im Freien sein, Schreibtisch und Lesesofa an ein großes, helles Fenster stellen, wo Lampen tagsüber überflüssig sind – damit wird die größte Ersparnis erreicht. Und wer für länger einen Raum verläßt: Licht aus und alle Geräte ausschalten – auch Ladegeräte, Netzteile und stromfressende Bereitschaftsschaltungen (Stand-By) an Fernsehern, DVD-Spielern oder PCs. Fotos: Glühlampe: Gute Farbwiedergabe bei akzeptablen Spektralverlauf; Sparlampe: Bis zu 80 Prozent Einsparung? Thomas Klein: Sonnenlicht – Das größte Gesundheitsgeheimnis. Sonnenmangel und seine schwerwiegenden Folgen. Hygeia-Verlag, Dresden 2006, broschiert, 360 Seiten, 18,80 Euro