Die Leser des Wirtschaftsteils der Zeitungen reiben sich verwundert die Augen. Eben noch brummte die Konjunktur. Bis 2009 sollte das Wachstum der Wirtschaft, der Staatseinnahmen und die Gesundung der finanziellen Lage des Sozialbereichs anhalten. Die Exporte und die Gewinne der Unternehmen kletterten auf ungeahnte Höhen. Der Euro erreichte seinen höchsten Wert im Vergleich zum Dollar. Der Arbeitsmarkt entspannte sich. Plötzlich ist alles anders. Die Immobilienkrise in den USA und die Folgen an den internationalen Finanzmärkten erschüttern den Bankensektor. Der starke Euro ist eine Last für die Exportwirtschaft. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit verursacht von heute auf morgen einen Arbeitskräftemangel. Gewerkschaften und Parteien geraten in Hektik. Alle wollen vor dem Zusammenbruch noch politisch Kasse machen. Wer heute keine Punkte macht, macht sie morgen nicht mehr. Die sich durch falsches Handeln selbst erfüllende Prophezeiung des erwarteten Niederganges hat Hochkonjunktur. Die Sozialdemokraten wollen mit dumpfem Populismus die vollen Sozialkassen plündern, um die Privilegierung der Älteren in der Arbeitslosenversicherung wiederherzustellen. Verdi fordert fünf Prozent mehr Lohn für den öffentlichen Dienst ab 2008, weil doch die Kassen von Bund, Ländern und Gemeinden überquellen. In der Regel gibt es in derartigen Situationen Kräfte, die korrigierend eingreifen. Seit Beginn der Großen Koalition ist das nicht mehr der Fall. Die Union schweigt zu allem. Wenn sie redet, dann ist sie nicht zu erkennen. Die Arbeitgeber verlieren an Kontur, da sie ihr Fehlverhalten in der Vergangenheit wieder anderen in die Schuhe schieben wollen. Diese anderen haben aber nicht 50.000 Ingenieure in den Vorruhestand geschickt.