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Stolpersteine des Minimalismus

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Cato, Palmer, Exklusiv

Laut Operntext ist die Sache klar: „Der Künstler ist ein Mensch und muß für Menschen schreiben, inspiriert allein von der Wahrheit … Ach, nicht die Märchen allein sind der Zweck der Kunst, auch was er wirklich sieht, schild’re der Dichter „, verkündet ein Komödiant der Oper „Der Bajazzo“ das politische Programm seiner Kunst. Um Wahrheit soll es also gehen, nicht um Märchen und Sagen. Doch was zeigt die Nürnberger Oper vom wirklichen Leben Süditaliens? Wenig, wenig – ein Karussell mit zwei Nashörnern und eine Gauklertruppe, deren grelle Kostüme so gar nicht dem italienischen Flair entsprechen. Auch die andere Kurzoper „Cavalleria rusticana“ begnügt sich mit minimalen Mitteln: eine rotierende Drehbühne mit vielen Stühlen, die mal als Kirchenbänke gedacht sind und mal als Sitzgelegenheit der Dorfgemeinschaft, sowie ein übergroßes Marienbild. Wer jedoch mit minimalen Mitteln inszenieren will, wie hier Regisseur Jakob Peters-Messer, der muß die Handlung auf das Wesentliche zurückführen. Doch was ist des Pudels Kern bei „Cavalleria Rusticana“? Einverstanden, man kann den Katholizismus mit einem Marienbild symbolisieren. Aber ist das alles? Wo ist das Gegenbild? Will die „Cavalleria rusticana“ (zu deutsch: ländliche Ritterlichkeit, sizilianische Bauernehre) nicht gerade eine Welt zeigen, die nur vordergründig katholisch und ansonsten von archaischen Ritualen durchsetzt ist? Nur in der Kirche gelten Nächstenliebe und Vergebung, außerhalb davon warten Ehrenmord und Haß. In der Musik sind die Gegensätze deutlich zu vernehmen, auf der Nürnberger Bühne dagegen nicht. Zugegeben: Das Risiko des Minimalismus ist groß, weil man ein Thema allzuoft auf wenige Aussagen verkürzt und wesentliche Dinge ignoriert. Dabei ist es ja wie beim Kochen: Man reduziert eine Flüssigkeit, um einen besonders intensiven Geschmack zu erzeugen. Das Wasser verdampft zur Hälfte und schon schmeckt die Brühe eindringlich nach Tomate, Fenchel, Rindfleisch oder Fisch – oder einfach nur nach Salz, wenn man Pech hat. Das Reduzieren auf das Wesentliche ist also eine heikle Angelegenheit – in der Küche und im Theater. Ein werktreuer Regisseur hätte es da schon einfacher. Er würde sich schlichtweg an die Originalanweisungen des Komponisten Pietro Mascagni (1863-1945) halten und die Überfülle sizilianischen Landlebens auf die Bühne bringen. Musikalischer Höhepunkt in Nürnberg war sicherlich Gerhard Siegel als Chef der Gauklertruppe im „Bajazzo“. Er weigerte sich, gegen das überlaute Orchester anzusingen. Andere Sänger ließen sich verführen, immer lauter und lauter zu werden – bis der Unterschied zum Schreien immer kleiner wurde. Selbst im lyrischen Liebesduett zwischen Nedda und Silvio (Anne Lünenbürger/Jochen Kupfer) bedrängte Dirigent Phi-lipp Pointner die zarten Stimmen. In diesen Momenten wäre eine kammermusikalische Begleitung doch angebrachter. Die nächsten Aufführungen im Staatstheater Nürnberg, Richard-Wagner-Platz, finden statt am 9., 17. und 24. April Kartentelefon: 0 18 01 / 34 42 76

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