Für Naturliebhaber gehört es sicher zu den besonderen Vorzügen Berlins, bei Bedarf direkt vor den Toren der Großstadt naturnahe Landschaften mit einer beeindruckenden Vielfalt an Flora und Fauna erkunden und erleben zu können. Eines der interessantesten Gebiete ist diesbezüglich ohne Zweifel „Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener Seen“ südlich der Ortschaft Storkow im Naturpark „Dahme-Heideseen“. Das nur etwa 50 Kilometer von Berlin-Mitte entfernte Gebiet im Landkreis Oder-Spree bietet mit seinen großen Wasserflächen, den breiten Röhrichtgürteln, den Erlenbrüchen und Feuchtwiesen Lebensraum für eine Vielzahl selten gewordener Tier- und Pflanzenarten. Naturschutz als positive Lebensphilosophie Zwecks Erhalt dieses Natur-Refugiums gelang es der Heinz Sielmann Stiftung im Jahr 2002, einen Großteil der Wasserflächen (rund 1.000 Hektar) anzukaufen. Der Schutz der Groß Schauener Seenkette ist dabei nicht das einzige Projekt, das von der Stiftung in den letzten Jahren realisiert werden konnte. So betreut die 1994 von dem berühmten Tierfilmer Heinz Sielmann und seiner Frau Inge gegründete Naturschutz-Organisation inzwischen Gebiete mit einer Fläche von insgesamt etwa 7.500 Hektar. Neben der Naturlandschaft Groß Schauener Seen sind in erster Linie das „Wildnisgroßprojekt Döberitzer Heide“ auf einem früheren Truppenübungsplatz unmittelbar westlich von Berlin sowie die Bergbaufolgefläche Wanninchen bei Luckau zu nennen. Neben dem Erhalt schützenswerter Lebensräume ist die jeweilige Einbindung eines naturverträglichen Tourismus stets ein weiteres Projektziel der Stiftung. Insbesondere das Heranführen von Kindern und Jugendlichen an einen positiven Umgang mit der Natur war immer ein zentrales Anliegen des heute 89jährigen Sielmann, der an der Reichsuniversität in Posen Biologie und Zoologie studierte. Spätestens seit der 100. Folge der ARD-Reihe „Expedition ins Tierreich“ im Jahr 1982 gilt Sielmann als der „Tierexperte schlechthin“. Von 1965 bis 1991 moderierte er die Sendung. Ganz im Sinne dieses ganzheitlichen Naturschutzkonzeptes können naturkundlich interessierte Besucher im Fall der Naturlandschaft Großschauener Seen auf dem am Rand des Naturschutzgebietes gelegenen Gelände des Projektpartners „Fischerei Köllnitz“ eine Ausstellung ansehen, in der neben Leben und Werk des Tierfilmers Heinz Sielmann auch Aquarien mit den typischen Fischarten der Region gezeigt werden. Eine Besonderheit der Ausstellung ist darüber hinaus ein Großbildmonitor, über den mittels Internet-Kamera das Familienleben eines Fischadlerpaares am Horst rund um die Uhr beobachtet werden kann. Nach dem Besuch der Ausstellung lädt ein Rundweg dazu ein, das Gebiet außerhalb der Kernzonen zu erkunden, ohne dabei die im Gebiet vorkommenden Tier- und Pflanzenarten zu beeinträchtigen. Absolut lohnenswert ist das Besteigen eines Aussichtsturms, der einen stimmungsvollen Überblick über die Flachwasserseen bietet und einen ersten Eindruck vom Brut- und Rastvogelgeschehen vermitteln kann. Da sich allerdings gerade die besonders heimlichen Tierarten wie beispielsweise die im Gebiet vorkommenden Fischotter, Kraniche oder Großen Rohrdommeln kaum so unmittelbar „präsentieren“, wie es der Fernsehkonsument von einschlägigen Sendungen oder Besuchen im Zoo vielleicht gewohnt sein mag, ist es durchaus möglich, daß ein Rundgang durch das Gelände zunächst etwas enttäuscht. Die Erfahrung, daß der eigentliche Reiz des Naturerlebens auf freier Wildbahn gänzlich anderer Art ist und häufig des berühmten zweiten Blickes bedarf, muß in diesem Fall erst nach und nach erworben werden. Ohne die große Bedeutung von Naturfilmdokumenten für das erste Wecken und das Verstärken des Interesses an der Natur in Abrede stellen zu wollen, wird doch deutlich, daß Filmmaterialien oder selbst die Live-Übertragungen des Groß Schauener „Fischadler-TV“ immer nur erste Ansätze sein können, um Begeisterung für den Erhalt ursprünglicher Lebensräume zu wecken. Entscheidend scheint schließlich immer das unmittelbare Naturerleben selbst zu sein, möglichst von früher Jugend an. Diese Erkenntnis wird von der Stiftung unter der Leitidee „Naturschutz als positive Lebensphilosophie“ in Form verschiedener pädagogischer Projekte in vorbildlicher Weise umgesetzt. So wird beispielsweise im Naturerlebniszentrum auf Gut Herbigshagen, dem Hauptsitz der Stiftung bei Duderstadt, sowie im Heinz Sielmann Naturparkzentrum Wanninchen regelmäßig die Aktion „Tage voller Wunder“ für Kinder und Jugendliche organisiert. Inzwischen gibt es in Brandenburg sogar die erste „Heinz Sielmann Schule“. Bundesweit sind „Sielmanns Natur-Ranger“ aktiv. In Zeiten exzessiven Fernsehkonsums mit den damit oft einhergehenden Verhaltensstörungen vieler Kinder ist zu hoffen, daß die Sielmann-Stiftung auf ihrem Weg, direktes Naturerleben zu ermöglichen, konsequent weitergeht. Dabei sollte das Heranführen der Jugendlichen an naturkundliche Themen immer einem ganzheitlichen Ansatz folgen, der Natur-, Arten- und Umweltschutz auch als Heimatschutz versteht. Foto: Fischer im Boot auf dem Groß Schauener See: Kinder und Jugendliche für die Natur begeistern Weitere Informationen gibt es im Internet: www.sielmann-stiftung.de