Am vergangenen Wochenende veranstaltete das Institut für Staatspolitik (IfS) unter Leitung von Götz Kubitschek und Karlheinz Weißmann seine 7. Sommerakademie, die sich dem Thema „Jugend“ widmete. Das dreitägige Seminar, zu dem Studenten und Schüler aus ganz Deutschland angereist waren, fand auf dem Rittergut des Instituts in Schnellroda in Sachsen-Anhalt statt. Neun Referenten leuchteten das Seminarthema „Jugend“ aus. Nicht zuletzt solche Akademien begründen den Ruf des Instituts, scharf konturiert zu arbeiten und gleichzeitig anspruchsvoll zu bleiben. Aus diesem Grund wohl hatte die Jugendorganisation der unionsnahen Stiftung Studienzentrum Weikersheim den IfS-Vordenker Karlheinz Weißmann bereits vor einigen Monaten zu einer Tagung zum Thema „Konservativismus“ geladen. Wie aus den Reihen der Jung-Weikersheimer zu erfahren war, habe man mit der Einladung von Weißmann den Kontakt zwischen den beiden konservativen Bildungseinrichtungen verbessern wollen. Doch die Jungkonservativen mußten sich offenbar dem Druck der „Alt-Weikersheimer“ beugen, die aufgrund der Einladung Weißmanns politische Verwicklungen befürchteten (JF 31-32/06). In der Tat hebt sich das Institut für Staatspolitik in seiner Ausrichtung bewußt deutlich vom herkömmlichen Konservatismus der Weikersheim-Richtung ab, deren Protagonisten von manchen als „Beschwichtigungskonservative“ wahrgenommen werden. Durch die Ausladung von Weißmann ist diese Kluft erneut herausgestellt geworden. „Jugend“ also war am vergangenen Wochenende das Thema, und Kubitschek betonte gleich zu Beginn, daß es damit um die Hauptzielgruppe des In-stituts selbst gehe: um die suchenden, lernbereiten, letztlich noch unfertigen jungen Schüler und Studenten, deren Entscheidung für die Selbstverortung im Leben und in der Gesellschaft noch ausstehe. Mit einem Begriff von Joachim Fernau charakterisierte Kubitschek den Jugendlichen, als denjenigen, der „das Knappe-Sein ausstrahlt und sich einen Mentor und Lehrmeister sucht“. Wer jung sei, dürfe experimentieren, fehlgehen, lebe in einer Schonzeit. Kubitschek attestierte dem Jugendlichen eine Beschneidung von zwei Seiten. Zum einen werde bereits dem Vorpubertären durch die Gesellschaft eine nicht vorhandene Reife suggeriert, zum anderen trage die offenkundige Infantilisierung der nur scheinbar Erwachsenen dazu bei, daß ein Ende des Jungseins zusehends verwischt werde. Daher falle es den Jugendlichen immer schwerer, einen angemessenen Standpunkt zu formulieren, eine Lebensentscheidung zu treffen und einen Punkt zu setzen. Ebenso interessant war der Folgevortrag über Hans Blüher, einen Protagonisten der Jugendbewegung, den Armin Mohler zu Lebzeiten als „kategoriensprengenden Autor“ der Konservativen Revolution charakterisiert hatte. Blühers Denkkategorien – Heldenverehrung und männlicher Eros – bildeten den Schwerpunkt des Vortrages. Den optischen Zugriff wählte Karlheinz Weißmann mit seinem Lichtbildvortrag über „Die Ikonen der Jugendbewegung“. Weißmann konstatierte, daß diese von romantischem Idealismus getragene und äußerst dynamische Jugend „in einer Phase gelebt hatte, in der wohl zum letzten Mal die Jugend noch jugendlich war“. Auch er analysierte eine Zurückdrängung des jugendlichen Elementes und ein kindisches Gebaren heutiger Erwachsener. Als blanke pädagogische, in der schulischen Alltagserfahrung gründende Not bezeichnete Weißmann den Ruf nach strenger Ganztagsschule, die etwa der ehemalige Rektor des Eliteinternats Salem, Bernhard Bueb, vorschlage: Man traue der Durchschnittsfamilie auf dem Feld der Erziehung zu Recht nichts mehr zu. Überhaupt stelle sich die Frage, ob nicht die Rettung der Gutwilligen im Vordergrund stehen und ein großer Rest zunächst im Stich gelassen werden müsse. Einmal mehr kam der Begriff der „Traditionskompanie“ ins Spiel, die als eine Art Arche die kulturelle Identität über eine dürftige Zeit retten könne.