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Sängerstreit

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Drei Autos mit wehenden Deutschlandfahnen fahren an einer verkehrsreichen Kreuzung in Berlin vorbei, als Maximilian W. und Agnes D. an der Ampel stehen und warten. Sie kommen gerade von der Schule. Die schwarz-rot-goldenen Fahnen gehören seit einigen Tagen wie überall im Land zum Straßenbild. Nun wird über die Nationalhymne diskutiert. „Wir haben die Hymne in der Grundschule im Musikunterricht gelernt“, sagt der 16jährige. Die beiden Schüler finden es gut, daß sie das Lied beigebracht bekommen haben. Singen würden sie die Nationalhymne bei Sportveranstaltungen und offiziellen Staatsereignissen. Nicht jeder hat ein so unkompliziertes Verhältnis zu dem Lied wie die Schüler. In der vergangenen Wochen forderte die links ausgerichtete Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) dazu auf, das Deutschlandlied nicht mehr zu singen. Mit dem Appell wolle man ausdrücklich solchen „Stimmungen des Nationalismus und der ‚deutschen Leitkultur'“ entgegentreten, die gerade bei einer Fußballweltmeisterschaft als „natürlicher Patriotismus“ getarnt würden. Diese Forderung stellt die GEW nicht zum ersten Mal. Bereits im Mai 1989 veröffentlichte die Gewerkschaft eine kleine Broschüre „Argumente gegen das Deutschlandlied“. Nun, 17 Jahre später, haben die Gewerkschafter eine Neuauflage der Broschüre herausgegeben. In dieser heißt es unter anderem: „Das Deutschlandlied war neben dem Horst-Wessel-Lied die Nationalhymne des deutschen Reiches in der Zeit des Faschismus. Damit hat das Lied einen Makel an sich, der durch keinerlei nachträgliche Interpretationen einzelner Strophen oder Zeilen weggewischt werden kann. Es kann für keinen Gegner der Nazi-Diktatur angesichts dieser Tatsache ein ungezwungenes Verhältnis zum Deutschlandlied als Nationalhymne geben.“ „Ein bißchen wenig Text“ Die Forderung der GEW wurde von vielen Seiten heftig kritisiert. Vor allem der Deutsche Lehrerverband findet es lächerlich, wie die GEW querulantenhaft alles in Mißkredit bringen wolle, „was in diesem Land anerkannt ist und eine gute Tradition“ habe. Auch Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat die Nationalismuskritik der GEW an der Nationalhymne zurückgewiesen. Der Kritik sei völlig unberechtigt, „vor allem in bezug auf die dritte Strophe, die heute als einzige gesungen wird“, sagte Thierse. Allerdings sei eine Strophe dem Bundestagsvizepräsidenten „ein bißchen wenig Text“. Deshalb regte er einen Wettbewerb an, um zwei weitere Strophen hinzuzufügen. Die GEW betont in ihrem Appell, daß Deutschland ein Einwanderungsland sei. Auch die Deutschen müßten sich daher verändern, wenn der nötige Integrationsprozeß gelingen sollte. „Was wir dabei ganz und gar nicht gebrauchen können, ist ein Nationalismus, der die immer größer werdende soziale Kluft in diesem Land übertünchen soll und Integration mit Assimilation verwechselt“, schreiben die GEW. Die Nationalhymne sei auch wegen der vielen Einwanderer überholt. Ganz anderer Meinung ist dagegen Yasin K. „Ich finde, man sollte die Nationalhymne kennen, wenn man schon in Deutschland lebt“, sagt der 15jährige Schüler mit „Migrationshintergrund“, der eine Berliner Gesamtschule besucht. Auch die drei Mädchen, die sich mit Yasin gerade auf dem Heimweg, haben die Hymne bereits in der Grundschule gelernt. „Ich finde das Lied gut und werde es vielleicht heute vor dem Fernseher beim Deutschlandspiel singen“, so die 17jährige Sarah K. lachend.

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