Alle namhaften deutschen Gesundheitsverbände setzen sich seit über 20 Jahren für drei zentrale Ziele bei der Bekämpfung des Tabakkonsums ein: 1. den Einstieg zu verhindern, 2. den Ausstieg zu erleichtern und 3. die Bürgerinnen und Bürger vor Passivrauchen zu schützen. Aus diesem Grund sollte in Deutschland – wie inzwischen in 21 von 25 EU-Ländern – der Schutz vor Passivrauchen in öffentlichen Einrichtungen gesetzlich geregelt werden. Ein Rauchverbot in Stadien hätte die folgenden Haupt-Effekte: Kindern und Jugendlichen wird damit vermittelt, daß „Nichtrauchen“ in unserer Gesellschaft der Normalfall ist und daß „Sport“ und „Tabakkonsum“ nicht zusammengehören; sowohl die nicht rauchenden Stadion-Besucher wie auch die Raucherinnen und Raucher selbst werden wirksam vor dem gesundheitsschädlichen Passivrauchen („Zwangsmitrauchen“) geschützt. Darüber hinaus würden viele Raucherinnen und Raucher im Stadion die Erfahrung machen, daß sie durchaus einige Stunden ohne Kippe auskommen – der erste Schritt zum Aufhören. Zudem würde weniger Müll entstehen (= weniger Kosten), der sonst durch weggeworfene Kippen, Zigarettenschachteln oder leere Feuerzeuge verursacht würde. Die Verringerung der mitgeführten Feuerzeuge würde die Gefahr für den Schiri vermindern, Opfer eines entsprechenden Wurfgeschosses zu werden. Verbote sind nicht immer der „goldene Weg“ zum Ziel – aber zusammen mit Veränderungen alltäglicher Rahmenbedingungen (höhere Preise für Tabakwaren, ein umfassendes Tabakwerbeverbot, Abschaffung von Zigarettenautomaten, bessere und mehr Angebote zur Raucherentwöhnung, mehr Information, Aufklärung und Beratung) können sie dazu beitragen, daß die Gesundheitsgefahren für die Bevölkerung weiter eingedämmt werden. 386 Millionen Zigaretten, die jeden Tag in Deutschland in krankheitsverursachenden Rauch aufgehen, sind 386 Millionen zuviel! Dr. Uwe Prümel-Philippsen ist Geschäftsführer der Bundesvereinigung für Gesundheit (BfGE) e.V. in Bonn. Wir leben in einer demokratischen Gesellschaft, in der jede staatliche Maßnahme gerechtfertigt sein muß. Kompromißlose Rauchverbote könnten nur ihre Legitimation finden, wenn durch das Rauchen tatsächlich eine Gefahr für andere entstehen würde. Dies ist jedoch nach wie vor reine Theorie ohne wissenschaftliche Grundlage: Von 117 veröffentlichten Studien, die eine Verbindung zwischen Passivrauchen und Lungenkrebs oder Herzkrankheiten herstellen wollten, erreichte nicht eine einzige ein Ergebnis, das im Rahmen herkömmlicher epidemiologischer Anforderungen stichhaltig war. Die Fußball-WM ist ein sehr plakativer Anlaß, um Forderungen nach weitergehenden Rauchverboten zu rechtfertigen. Wir setzen auf die Glaubwürdigkeit wissenschaftlicher Fakten – und die sagen ganz klar: Eine tatsächliche Bedrohung von Nichtrauchern durch Tabakrauch ist nach wie vor unbewiesen. Damit gibt es auch keine echte Grundlage für umfassende gesetzliche Rauchverbote. Die FIFA-Weltmeisterschaft ist ein Zusammentreffen verschiedener Kulturen und Interessengruppen. Daher sollte gerade auf einer derartigen Veranstaltung vielmehr für Toleranz und Akzeptanz geworben werden, als gezielt die Bevölkerungsgruppe der Raucher diffamieren zu wollen. Die Fußballweltmeisterschaft findet unter dem Motto „Die Welt zu Gast bei Freunden“ statt und sollte auch ein positives, sportliches Ereignis bleiben. Die Forderung, ein sportliches Großereignis für Anti-Raucher-Aktionen zu nutzen, ist in keiner Weise vertretbar und mit dem sportlichen Gedanken einer derartigen Veranstaltung nicht vereinbar. Da Parallelen zwischen Fußball und dem Konsum von Tabakwaren keineswegs offenbar sind, sollte auch ein Zusammenhang nicht waghalsig und zwanghaft konstruiert werden. Insbesondere bei einer Veranstaltung unter freiem Himmel ist einer derartige Forderung mehr als fragwürdig. Oliver Graf von Wurmbrand-Stuppach ist Vorstandsvorsitzender der Konsumentenvereinigung Tabak. Internet: www.eukt.com