Karl Ernst Naske erblickte am 11.11.1911 in Köln am Rhein das Licht der Welt. Ein Geburtsdatum, daß für eine karnevalistische Karriere getaugt hätte. Doch in einem Interview für das Buch „Augenzeugen der Opposition. Gespräche mit Hitlers rechten Gegnern“, das unlängst im Verlag Zeitenwende, Dresden, erschienen ist (JF 2/03), bezeichnete sich Naske eher der „Spezies der nachdenklichen Kölner“ zugehörig. Freunde und politische Weggefährten kannten ihn allerdings vor allem als freundlichen, herzlichen Menschen mit ausgesprochen rheinischem Temperament. Sein zeitlebens großes Interesse für Politik und seine geistige Offenheit ermöglichten es ihm, Kontakt zu Nonkonformisten über alle politischen Grenzen hinweg zu pflegen, von intellektuellen Anarchisten bis zu konservativen Revolutionären. Anfang der dreißiger Jahre geriet Naske, fasziniert von der Idee eines nationalen Sozialismus, in den Bannkreis des NS-Abweichlers Otto Strasser. Er wurde Mitglied von dessen Sammlungsbewegung „Schwarze Front“ und geriet dadurch automatisch nach der nationalsozialistischen Machtergreifung in Opposition zum neuen Hitler-System. Der Weg führte konsequent in den links-nationalistischen Widerstand. Naske schloß sich einer kleinen Gruppe von Strasser-Anhängern an, die heimlich NS-feindliche Flugblätter auf einer kleinen Druckwalze herstellte und diese nachts zu Hunderten von Köln aus bis ins Ruhrgebiet in Briefkästen verteilte. Als die NS-Führung schließlich einen SS-Mann als Spitzel in den Kreis eingeschleust hatte, wurde die Gruppe 1936 ausgehoben und ihre Mitglieder verhaftet. Alle wurden erst nach dem Krieg aus der Haft befreit. Einzig dem 25jährigen Naske wurde seine Jugendlichkeit zugute gehalten, was zu einer milderen Strafe führte. Er wurde vom Volksgerichtshof zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, mußte sich danach als Vorbestrafter jeden zweiten Tag bei der Gestapo melden. Bis zum Ende des Krieges arbeitete der gelernte Maurer und Diplom-Ingenieur für einen Bauunternehmer als Kolonnenführer, Techniker und Ingenieur in Königsberg. Auch in der Nachkriegszeit hielt Naske engen Kontakt zu Otto Strasser, beriet und unterstützte ihn, leitete das Mitteilungsblatt „Strasser-Archiv“. Seine Liebe galt dabei stets seinem Vaterland und der Sehnsucht nach einer gerechten Sozial- und Wirtschaftsordnung. Karl E. Naske verstarb, wie erst jetzt bekannt wurde, am 8. Januar in seiner Heimatstadt Euskirchen. Er wird Freunden und Bekannten immer in guter Erinnerung bleiben.