Neben dem Hauptthema „Reisen“setzt die Leipziger Buchmesse in diesem Jahr einen weiteren Schwerpunkt in dem Bereich „Rußland und die russische Literatur“. 71 russische Verlage (2002: 47) und die Städte Moskau und St. Petersburg werden auf einer gegenüber 2002 nahezu verdoppelten Fläche auf Neuerscheinungen hinweisen. Kaum einer der Besucher wird allerdings wissen, daß die teilweise prächtigen Werke nur in sehr begrenztem Maße etwas mit Rußland und noch weitaus weniger mit der russischen Verlagslandschaft zu tun haben. Gedruckt wird überwiegend in Finnland, häufig abgefaßt von Rußlandexperten aus westlichen Ländern, die Fotos zumeist bei den russischen Ablegern westlicher Hochglanzmagazine in Auftrag gegeben – sind zugleich Produkte, die fast ausschließlich für ein zahlungskräftiges westliches Publikum produziert werden. Die derzeitige Situation im einheimischen russischen Buchmarkt bleibt dagegen besonders im Bereich der Fachliteratur äußerst angespannt: Nahezu sämtliche Neuerscheinungen werden von den Hochschulverlagen der Universitäten in Minimalauflagen von 130-200 Exemplaren herausgegeben. Doch selbst diese äußerst bescheidene Anzahl ist nur schwer verkäuflich: Die Bücher, meist in einer sehr schlechten Druck- und Papierqualität, billigste Broschürenklebung und Bilder, die an eine mehrmalige Fax-Übersendung glauben lassen, machen sie auch für den wenig verwöhnten russischen Konsumenten unattraktiv. Hinzu kommt, daß selbst für diese Qualität unter Berücksichtigung der geringen Autorenvergütung sehr tief in die Tasche gegriffen werden muß: Preise von umgerechnet 7-13 Euro stellen keine Seltenheit dar. Eine etwas bessere Beurteilung im Gesamtsortiment ist zur Zeit lediglich im Bereich der zeitgenössischen Prosa und Lyrik zu registrieren Für die gebeutelte russische Verlagslandschaft können in Leipzig vorerst lediglich einige Weichen für eine bessere Zukunft gestellt werden. Das Publikum, das junge russische Autoren aus der Nähe kennenlernen möchte und bereit ist, sich auf Wege jenseits der gewohnten Pfade einzulassen, sollte das gute Veranstaltungsangebot auf jeden Fall ausgiebig nutzen.
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