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Marc Jongen, ESN Fraktion

Wege aus der Krise

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Unwort, Umfrage, Alternativ

Um eine Krise zu überwinden, ist zunächst das Eintreten der Krise festzustellen. Unsere gutbezahlten Politiker scheinen diese Feststellung zu unterlassen – auch von seiten der Opposition. Wie wäre es sonst möglich, daß – beispielsweise – CSU-Chef Edmund Stoiber und sein Stellvertreter Horst Seehofer sich zu einem Kompromiß beglückwünschen, wonach die Lockerung des Kündigungsschutzes auf Betriebe bis 20 Beschäftigte und dort auf die Neueinstellungen beschränkt wird? Glauben die beteiligten Politiker, daß ein „Sozialplan für Deutschland“ im Na-nomaßstab auf die lebensgroßen Probleme in diesem Land irgendeine Wirkung haben wird? Das glaubt keiner, doch darum geht es auch nicht: „Jetzt hat das Papier einen sozialen Schliff“, sagt Seehofer, „und ich kann es mit vollem Herzen vertreten.“ Na prima! Mit solchen gutgemeinten homöopathischen Dosen gehen auch Heilpraktiker vor und verordnen gegen aggressive Metastasen in Lunge und Leber ihre bunten Kügelchen aus dem Garten der Natur. In der Medizin wird „Krise“ die Phase der Entscheidung zwischen Leben und Tod genannt. Doch nicht zu diesem Zeitpunkt gehen die Leute zum Heilpraktiker und auch nicht im Frühstadium, sondern mit Vorliebe dann, wenn alle vernünftigen Mittel bereits versagt haben. Dann bleibt nur noch Illusion. Die Politiker sind also nicht machtlos, weil sie verharmlosen, sondern sie verharmlosen, weil sie machtlos sind. Was hat es für einen Sinn, den Ernst der Lage zu beschwören, wenn es keine Handlungsfreiheit mehr gibt? Die scharfen Diagnosen der Zeitkritiker, auch in dieser Zeitung, sind demnach als bloße Demoralisierung abzulehnen, solange sich damit nicht ein neuer Therapieansatz verbindet. Im Unterschied zur Medizin ist der Tod des Patienten nicht so schnell zu erwarten. Auch in zwei, zwanzig oder zweihundert Jahren werden in diesem Land aller Voraussicht nach Menschen leben. Irgendwie wird es weitergehen – doch wie, das können wir uns heute nur mit einiger Phantasie vorstellen. Mit der in dieser Ausgabe beginnenden Debatte „Wege aus der Krise“ auf der Forum-Seite der JUNGEN FREIHEIT wollen wir dieser Phantasie Raum geben und dem allgemeinen Gejammer, das langsam langweilig wird, etwas Mut entgegensetzen. Die Teilnehmer der Debatte sind unseren Lesern teils bekannt, teils handelt es sich um namhafte Gastautoren.

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