Manchmal ist es gut, nahe Ratingen zu wohnen, denn dann bekommt man das Ratinger Wochenblatt frei Haus geliefert. Dort erfährt man den neuesten Klüngel aus der 90.000-Einwohner-Stadt, die zwischen Düsseldorf, Duisburg und Essen liegend aber leicht übersehen wird. Um Filz geht es da immerfort; wie in einem Fortsetzungskrimi. Diesmal, in der Ausgabe vom 29. August, heißt es also: „Bürgermeister und CDU/FDP im Erschließungsklüngel verstrickt“. Es geht um einen „B-Plan“ zur Bebauung eines Gebietes in Ratingen-Ost durch die Ratinger Grundstücksgesellschaft (RGG). Weil dem Investor entgegen allen Gepflogenheiten bei der Erschließung des für ihn höchst profitablen Geländes 1,3 Millionen Euro Steuergelder geschenkt werden sollen, sprach angeblich nicht nur das Ratinger Blättchen von einem „Skandal“. In der Vergangenheit war es einhellige Meinung der Verwaltung, keinen Anteil an Erschließungskosten zu übernehmen, der nicht zwingend erforderlich ist. Doch das blieb im Erschließungsvertrag unberücksichtigt, der am 3. September dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt werden soll. Der Erschließungsvertrag wurde vom Bürgermeister und Baudezernenten den Ratsmitgliedern vorgelegt, aber nicht von einem erfahrenen Juristen geprüft. Soll heißen: Handwerkliche Leichtfertigkeit und die Liebe zu Ratinger Unternehmen finden zum Klüngel zusammen. Skandal hin oder her: Jede Gemeinde, gleich welche Partei das Sagen hat, will möglichst viel Gewerbe ansiedeln und macht dafür so allerlei Zugeständnisse. So lange sich die Einnahmen einer Kommune zum Großteil aus dem örtlichen Gewerbe speisen, wird sich daran nichts ändern. Die Umwelt wird dabei vergessen und gut subventioniert platt gemacht.