Nun soll Rudolf Augstein ihn also doch bekommen, den Ludwig-Börne-Preis für besondere Leistungen in Essay, Kritik und Reportage. Die ursprünglich für den 5. November vorigen Jahres vorgesehene Verleihung durch den FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher in der Frankfurter Paulskirche war stillschweigend verschoben worden, nachdem der Soziologe Hersch Fischler und einige Medien gegen den Spiegel-Herausgeber den Vorwurf des Antisemitismus erhoben hatten. Offiziell wurde die Verschiebung des Börne-Preises mit einer Erkrankung Augsteins begründet. Der 77jährige reagierte indirekt mit einem etwas verworrenen Aufsatz im Spiegel unter der Überschrift „Meine Leitkultur war jüdisch“ (JF 48/00). Jetzt soll die Verleihung am 13. Mai dieses Jahres stattfinden. „Wenn Augstein ‚unwürdig‘ ist, den Börne-Preis zu bekommen, wie von den Kritikern unterstellt, dann wüßte ich gerne, wer noch würdig ist“, ließ Schirrmacher verlauten.