Im Oktober mit seinen 31 Tagen erreichte oder überstieg die regenerative Stromerzeugung mittels Wind-, Solar- und Wasserkraft plus Biomasse zeitweise den bundesdeutschen Strombedarf. An fünf dieser neun Tage wurde sogar jeweils der Tageshöchstbedarf gedeckt. Man kennt dieses Phänomen von vergangenen Monaten (JF berichtete).
In dieser Zeit lag der Strompreis jedes Mal bei null Euro pro Megawattstunde (MWh). Wie aber sah die regenerative Stromerzeugung aus, als der Stromhöchstpreis des Monats Oktober 2025 mit 407 Euro pro MWh aufgerufen wurde? Es handelte sich um die Preisbildung, die den Peak einer drei Tage andauernden Dunkelflaute darstellte.

Am obigen Chart können einige Hauptprobleme der deutschen Energiewende erläutert werden. Während die Energieträger Wasser und Biomasse vom Menschen gesteuert eingesetzt werden und deshalb gleichmäßig Strom erzeugen, sind Wind und Solar je nach Aufkommen mehr oder weniger bei der Stromerzeugung schwankend, also volatil.
Der Preis zeigt die Nachfragedringlichkeit auf
Die Volatilität der Energieträger an sich wird noch durch den naturgegebenen Einsatz verstärkt. Die Stromerzeugung ist in jedem Fall ungleichmäßig. Immer wenn die Sonne auf die Solarpaneele scheint, steigt die Stromerzeugung mehr oder weniger stark an. Nach einigen Stunden, die Jahreszeit ist maßgeblich, fällt dieser Strom für Deutschland wieder weg. Im Beispiel oben ist die PV-Stromerzeugung so schwach, daß neben der eigenen fossilen Ergänzungsstromerzeugung (weißes Feld) praktisch über den gesamten Zeitraum Strom zusätzlich aus dem benachbarten Ausland importiert werden muß.
Ein Blick auf die Preisbildung ergibt ein verläßliches Nachfragemuster. Am Vormittag, vor Beginn der PV-Stromerzeugung, und am Nachmittag, nach Wegfall der PV-Stromerzeugung, ist der Bedarf hoch. Dabei zeigt der konkrete Preis den Hinweis auf die Nachfragedringlichkeit. Je höher der Preis, desto stärker bzw. dringender ist der jeweilige Bedarf bezogen auf die Gesamtverfügbarkeit des Stroms, erzeugt durch alle Erneuerbaren zum betreffenden Zeitpunkt.
Am Vormittag des 4. Oktober 2025 ist der Preis geringer als an den anderen Tagen, weil der Windstrom mit knapp 10 Gigawatt eine „Spitze“ hatte. Bei genauer Betrachtung der Verhältnisse von Erzeugung, Preis und Bedarf lassen sich diese Zusammenhänge gut erkennen und nachvollziehen. So sinkt der Strompreis regelmäßig zur Mittagsspitze, obwohl der Bedarf am höchsten ist.
So steigt der Ertrag
Zu dieser Zeit ist die regenerative Stromerzeugung ebenfalls am höchsten. Angebot und Nachfrage nähern sich an. Im Beispiel fällt der Preis aber durchaus nicht, wie so oft, auf die Null-Euro-Linie oder darunter. Der Preisverfall stoppt bei um die 100 Euro pro MWh. Der Grund liegt in der Tatsache, daß Deutschland auch über die Mittagsspitze im Ausland Strom nachfragt. Deswegen hält sich der Preisabstieg in Grenzen.
In der Zeit von 17 bis 20 Uhr ist die Stromnachfrage in Deutschland weiterhin hoch. Die PV-Stromerzeugung aber ist entweder vorbei oder je nach Jahreszeit nur noch schwach. Weil die fossilen Stromerzeuger über Tag, wenn PV-Strom erzeugt wird, so weit wie möglich herunterfahren und aus ökonomischen Gründen Wert darauflegen, daß Stromimporte zu Abend notwendig werden, steigt der Preis um diese Zeit regelmäßig.
Das ist gewollt. Denn so steigt der Ertrag. Noch nicht mal teure Ressourcen (Kohle, Gas) müssen eingesetzt werden. Jedenfalls nicht mehr als nötig. Angenommen, die Stromimporte würden durch eigene fossile Erzeugung ersetzt, wäre der Strompreis geringer. Aber der CO2-Ausstoß Deutschlands würde ansteigen. Das eine ist ökonomisch gewollt, das andere ist politisch nicht gewollt. Kurz: Der Stromkunde zahlt und der Bürger wird hinters Licht geführt.
Deutschland importiert nicht bloß günstigen Strom
Das nächste Beispiel spiegelt die Phase im Oktober, in der erstmalig ein kompletter Tagesbedarf von den „Erneuerbaren“ abgedeckt wurde. Da war der Jubel bei den Freunden der Energiewende groß. Den Zeitraum oben hatten sie selbstverständlich geflissentlich verdrängt. Auch die Tatsache, daß es durchaus kein schönes Herbstwetter war, das in dieser Zeit vorherrschte, wurde eher verdrängt.

Der Chart bestätigt, daß der Preis Richtung Null-Linie fällt, diese erreicht oder sogar dort verbleibt, wenn die regenerative Stromerzeugung über Bedarf liegt. Wegen der kräftigen regenerativen Erzeugung sind nur sehr wenige Stromimporte notwendig. Immer dann aber steigt der Preis. Das belegt, daß die gerne getätigte Aussage, Deutschland importiere dann Strom, wenn er günstig sei, propagandistischer Unfug ist. Oder aber zusätzlich Ahnungslosigkeit in Sachen Marktwirtschaft.
An dieser Stelle muß angemerkt werden, daß auch in obigem Zeitraum aus Netzstabilisierungsgründen immer eine fossile Stromerzeugung aus Großkraftwerken zugesteuert werden muß. Geschähe das nicht, käme es zum Blackout. Die fossilen Stromproduzenten bekommen für ihre Systemdienstleistung auch bei Null-Euro-Börsenpreisen eine angemessene Vergütung. Am frühen Abend steigen die Strompreise auch dann, wenn genügend in Deutschland erzeugter Strom zur Verfügung steht.
Es ist ein Meilenstein in der Energiewende-Agenda
Die Nachfrage der Stromkunden ist da. Der Anstieg ist nicht so stark wie bei zusätzlichen Stromimporten nach Mittagsübererzeugung und Null-Preisen. Dieser Sachverhalt ist im Chart gut erkennbar. Fällt der Strompreis über Mittag nur ein wenig, ist die Preisdifferenz zum Vorabendpreis – Import hin, Import her – etwas geringer. Der Mittagspreis wird von den Importen nur selten, anders als im Chart oben, beeinflußt.
Da war die Begeisterung der Energiewendefreunde groß. Am Sonntag, den 26. Oktober 2025, gab es den ersten Tag, an dem der Bedarf praktisch komplett und nicht nur stundenweise von Erneuerbaren abgedeckt wurde.

Es ist in der Tat ein Meilenstein in der Energiewende-Agenda. Auch wenn es, das war für den ersten regenerativen Komplett-Tag zu erwarten, ein bedarfsarmer Sonntag war. Der Tag belegt, daß es geht: Deutschland kann einen ganzen Tag komplett regenerativ mit Strom versorgt werden.
So günstig kommt man selten an Strom
Das ist zwar recht eindimensional, denn wie oben gezeigt, gibt es auch Zeiten, an denen praktisch kaum regenerativ erzeugter Strom zur Verfügung steht. Hinzu kommt die Frage des Strompreises. Bis zum Nachmittag bewegte er sich um die null Euro pro MWh-Linie. Erst um 15 Uhr stieg der Preis etwas an und erreichte um 18 Uhr 42 Euro pro MWh.
Der Preisdurchschnitt lag für diesen Tag bei 6,65 Euro pro MWh. Für unsere europäischen Nachbarn war das selbstverständlich ein „Strom-Importfest“. So günstig kommt man selten über so lange Zeit an Strom. Da werden die eigenen und steuerbaren Anlagen heruntergefahren.
Motto: Deutschland muß seinen überschüssigen Strom loswerden und verschenkt ihn praktisch. Der Stromkunde muß selbstverständlich die Verluste der Windmüller und anderen regenerativen Stromproduzenten gemäß EEG ausgleichen. Auch die Systemdienstleistung Netzstabilisierung (grauer Bereich) bezahlt der Stromkunde. Wer denn sonst?
Knapp 300 Euro pro MWh
Der Monat begann mit außergewöhnlich sonnigem Wetter. Nach zwei Tagen baute sich der erste Windbuckel auf. Ab dem 7. Oktober ließen Wind- und PV-Stromerzeugung nach. Es waren bis zum Aufbau des nächsten Windbuckels am 19. Oktober nahezu durchgängig Stromimporte notwendig. Am Mittwoch, den 22. Oktober, brach die Windstromerzeugung ein. Es wurde dringend Strom aus dem Ausland benötigt.
Preis: knapp 300 Euro pro MWh. Am Donnerstag, den 23. Oktober, begann eine über fünf Tage andauernde, starke Windstromerzeugungsphase, die sich bis zum Monatsende ab dem 28. Oktober langsam mit einer kurzen Unterbrechung am 30. Oktober abbaute.

Ohne Generatoren wird es schwierig
Auch wenn die regenerative Stromerzeugung zeitweise stark war, bleibt immer das Problem der Zeiträume, in denen die Erneuerbaren in hohem Umfang ergänzt werden müssen. Hinzu kommt, daß das Netzstabilisierungsproblem kaum ohne die großen Generatoren, die in fossil betriebenen Kraftwerken Strom erzeugen, kostengünstig gelöst werden kann.
Die Preisbildung des Monats folgt der regenerativen Stromerzeugung, den Stromimporten und insgesamt dem Angebot und der Nachfrage.

Der Strompreis steigt massiv
Immer wenn die regenerative Stromerzeugung den bundesdeutschen Bedarf auch nur stundenweise deckt, verfällt der Strompreis. Sind die Erneuerbaren hingegen nicht so stark, bewegt sich der Strompreis insgesamt im mittleren Bereich. Die Schwankungen richten sich weiter nach Angebot und Nachfrage. Bei besonders schwacher regenerativer Erzeugung und dringender Importe steigt der Preis oft massiv. Die Zahlen und Werte des Oktober 2025 lassen sich übrigens hier komprimiert und zum Vergleich mit den Monaten Oktober der Vorjahre ablesen.
Fazit: Bei Betrachtung des Oktobers 2025 wird offensichtlich, daß die Energiewende, die Versorgung eines Industrielandes mit Strom aus Wind- und Solarkraft, vollkommen ungeeignet ist. Industrie und Mittelstand brauchen sicher fließende elektrische Energie, brauchen Strom, der rund um die Uhr, der Tag für Tag (24/7) in ausreichendem Umfang zur Verfügung steht.
Werden die Bürger das mitmachen?
Wind und Sonne sind dafür nicht geeignet. Das versteht jeder. Um die Kontinuität herzustellen, werden viele Konzepte, kostenträchtige Pilotprojekte (Beispiel „Wasserstoff“) und Regulierungsmöglichkeiten propagiert und „angefahren“.
All das hat planwirtschaftlichen Charakter, kostet sagenhaft viel Geld und bringt außer der Forderung nach Flexibilität nichts. Das heißt, die Stromnutzer, egal ob Industrie, Firma oder Haushalt, sollen ihren Bedarf an die Stromerzeugung anpassen. Das bedeutet die Fortsetzung des wirtschaftlichen Niedergangs, der Deindustrialisierung und immer größer werdende Wohlstandsverluste für immer weitere Teile der Bevölkerung.
Wobei selbstverständlich die Menschen als erste betroffen sind, die eher wenig Geld verdienen und trotzdem ihre Steuern und Abgaben bezahlen. Ob die Bürger so etwas in Deutschland wollen, ob sie das wirklich mitmachen, wenn ihnen der Regierungs-Plan bewußt wird, darf bezweifelt werden.





