KÖLN. Die Automobilproduktion in Deutschland ist in den vergangenen zehn Jahren drastisch gesunken. Während 2015 rund 5,7 Millionen Pkw in Deutschland hergestellt wurden, waren es 2024 noch etwa vier Millionen. Dies entspricht einem Rückgang um 29 Prozent, wie aus einer Branchenanalyse des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln hervorgeht. Grundlage dafür sind Zahlen der Internationalen Automobilherstellervereinigung.
China baute seinen Vorsprung gegenüber der Europäischen Union (EU) und Deutschland aus und produzierte im gleichen Zeitraum 30 Prozent mehr Pkw. 2024 waren dies etwa 27,48 Millionen gegenüber 21,08 Millionen Autos im Jahr 2015.

Auch die gesamteuropäische Autoindustrie verlor in den vergangenen Jahren deutlich an Gewicht. Seit dem Jahr 2000 sank der Anteil Europas an der weltweiten Pkw-Produktion von 36 auf 18,5 Prozent und halbierte sich somit beinahe. Die Hersteller in der EU und dem Vereinigten Königreich produzierten im vergangenen Jahr gemeinsam rund 12,5 Millionen Autos – fast vier Millionen weniger als 2015.
Europas Autoindustrie verschiebt sich vor allem nach Osten
Innerhalb Europas verschoben sich im genannten Zeitraum die Produktionsstandorte von westeuropäischen Ländern wie Frankreich, Italien und Großbritannien hin zu günstigeren Produktionsstätten in Osteuropa. Seit 2000 ist die Pkw-Fertigung in Großbritannien um 53 Prozent, in Frankreich um 68 Prozent zurückgegangen. Noch eklatanter war der Rückgang in Italien: 2024 wurden dort noch rund 310.000 Autos hergestellt, 78 Prozent weniger als vor 24 Jahren.

Tschechien, als Herstellerland der VW-Tochter Skoda, avancierte derweil zum drittgrößten Automobilproduzenten Europas – hinter Spanien auf Platz zwei und Deutschland auf dem ersten Platz. Die Kleinwagenproduktion für den europäischen Markt zog indes vermehrt in Länder außerhalb der EU. Die Türkei und Marokko konnten so ihre Fertigungskapazitäten um 50 Prozent ausbauen. Zusammengerechnet kamen beide Länder 2015 auf etwa eine Million hergestellte Autos – 2024 waren es rund 1,5 Millionen.
Deutsche Hersteller halten sich mit Premiumsektor über Wasser
Obwohl Deutschland der größte Produktionsstandort Europas bleibt, ist der Anteil der hierzulande hergestellten Autos am europäischen Markt seit 2015 von knapp 39 Prozent auf 34,6 Prozent gesunken. Bislang sichert der Premiumsektor den hiesigen Produktionsstandort deutscher Automarken.

Etwa 30 Prozent der in der Bundesrepublik gefertigten Pkw gehen in außereuropäische Märkte. Diese vergleichsweise hohe Nachfrage ist laut Institut der deutschen Wirtschaft auch auf Priorisierung teurerer Modelle zurückzuführen. Die Wirtschaftsexperten halten daher die Verteidigung dieses Segments für elementar, um konkurrenzfähig zu bleiben. Nötig sei auch die Unterstützung der Politik, damit der „Wandel hin zur E-Mobilität“ gelinge. Zurzeit rangiert Deutschland hinter China auf Platz zwei der weltweit größten E-Auto-Produktionsstätten. (rsz)