LEIPZIG. Im Uniklinikum Leipzig haben Eltern ihrem Neugeborenen am Sonntag den Namen „Yahya Sinwar“ gegeben. Dies ist der Name des früheren Hamas-Chefs im Gazastreifen, der für die Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 verantwortlich ist und der im Oktober 2024 von der israelischen Armee getötet wurde.
Der Name des Kindes wurde anschließend wie üblich mit Kreide auf einer Tafel im Krankenhaus niedergeschrieben. Der Punkt über dem „i“ wurde dabei durch ein Herz ersetzt und hinter den Namen wurden drei weitere Herzen angefügt. Anschließend verbreitete die Abteilung Geburtsmedizin des Uniklinikums ein Bild der Tafel auf Instagram.
Im @UKL_Leipzig wurde am 3. August ein Baby geboren. Die freudige Nachricht wurde stolz von der Klinik als Story bei Instagram gepostet. Der Name des Babys: Yahya Sinwar! Sollte es in Deutschland erlaubt sein, sein Kind nach einem Terroristen & Massenmörder zu benennen? Was meint… pic.twitter.com/Cyre3NwEQe
— Ben Salomo ✡️ (@Ben_Salomo) August 4, 2025
Sinwars Vorname auch in Großbritannien beliebt
Am Montag ging das Klinikum dann auf Distanz. Der Name „Yahya Sinwar“ stehe „aktuell in einem politischen Kontext“ und habe „bei einigen Nutzer*innen Irritation oder Unverständnis ausgelöst“, hieß es in einer ebenfalls über Instagram verbreiteten Erklärung. „Wir möchten dazu klarstellen: Die Veröffentlichung der Vornamen erfolgt ausschließlich auf Wunsch bzw. mit Zustimmung der Eltern, ohne Bewertung oder Auswahl durch uns.“ Man wolle sich entschuldigen, „wenn sich jemand durch den Post verletzt oder provoziert gefühlt hat“.
Der jüdische Rapper Ben Salomo hatte am Vormittag auf den ursprünglichen Post des Klinikums hingewiesen. „Sollte es in Deutschland erlaubt sein, sein Kind nach einem Terroristen & Massenmörder zu benennen?“, fragte er dazu. Die Stadt Leipzig gibt auf ihrer Website an, daß Eltern in der Namenswahl grundsätzlich frei seien. „Einzige Einschränkung ist, daß der Name das Kindswohl nicht gefährden darf.“ Hierüber wird das zuständige Standesamt zu entscheiden haben.
In der vergangenen Woche hatte das britische Statistikbüro bekannt gegeben, daß 2024 im Vereinigten Königreich 583 Babys den Namen „Yahya“ erhalten haben. Im Vorjahr waren es 425 gewesen und davor 386. Der Telegraph notierte dazu: „Stellen Sie sich einmal vor, daß hunderte Briten 1945 ihre Neugeborenen auf den Namen Adolf getauft hätten. Das hätte uns als Nation verunsichert, oder?“ (ser)