BERLIN. Die Vorsitzende der Grünen Jugend, Jette Nietzard, hat an die eigenen Reihen appelliert, die Arbeit der Polizei kritischer ins Visier zu nehmen. Konkret wünsche sie sich mehr Fokus auf „strukturelle Dinge“ bei den Sicherheitskräften und ein Augenmerk auf Fälle wie des im April erschossenen Schwarzen Lorenz A., äußerte sie im Podcast-Format „5-Minuten-Talk“ des Magazins Stern.
Gesichert linksextrem? Mit „ACAB“ (All Cops are Bastards) auf dem Pulli und „Eat the Rich“ auf dem Cap provoziert Jette Nietzard, Chefin der Grünen Jugend, auf ihren Social-Kanälen. pic.twitter.com/BkVwO72fpa
— Gr@ntlɘr 🥨🍺 (@oida_grantler) May 24, 2025
Hintergrund von Nietzards Forderung ist die Empörung über einen Beitrag in den sozialen Medien, den sie am Wochenende abgesetzt hatte. So zeigte sich die junge Frau auf Instagram in einem Pullover mit der Aufschrift „ACAB“. Dies ist eine Abkürzung für „All Cops Are Bastards“ und bedeutet übersetzt „Alle Polizisten sind Bastarde“. Die polizeifeindliche Parole wird vorrangig in linksradikalen und linksextremen Kreisen verwendet.
“All cops are bastards” ist ein völlig unterirdischer, inakzeptabler und beleidigende Take für alle Polizistinnen und Polizisten, die sich – oft mäßig vergütet – jeden Tag für unseren Rechtsstaat, unsere Sicherheit und unsere Freiheit einsetzen.
— Konstantin v. Notz (@KonstantinNotz) May 25, 2025
Selbst von Parteikollegen mußte die 26jährige heftige Kritik einstecken. „ACAB“ sei „ein völlig unterirdischer, inakzeptabler und beleidigender“ Angriff auf alle Beamten, die sich „oft mäßig vergütet“ jeden Tag für Rechtsstaat, Sicherheit und Freiheit einsetzten, schrieb der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Konstantin von Notz, auf X.
Nietzard: „Ich hasse das System hinter der Polizei“
Nietzard betont derweil, es sei nicht ihre Absicht gewesen, mit dem Beitrag einen Diskurs anzustoßen. Die Debatte sei nun losgetreten, für den richtigen Weg halte sie es aber nicht. „Ich besitze diesen Pulli als Privatperson, habe als Privatperson eine Instagram-Story gepostet. Daß ich als Sprecherin der Grünen Jugend damit auffalle, hätte mir vielleicht klar sein müssen“, rechtfertigte sie sich.
Zudem erklärte sie, wie sie wirklich zur deutschen Polizei stehe. „Ich hasse natürlich nicht die Polizei als Ganzes, aber was ich hasse, ist das System dahinter und wie es gerade aufgebaut ist“, führte sie aus. Es gebe vermeintlich keine vernünftigen Polizeistudien, keine strukturelle Aufarbeitung von Gewalt und angeblichen rassistischen Tendenzen.
Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, kauft der Chefin der Grünen-Nachwuchsorganisation ihre Beteuerungen nicht ab. „Das halbherzige Zurückrudern von Frau Nietzard ist völlig unglaubwürdig, sie verhält sich genauso, wie Rechtspopulisten es häufig tun: Erst mal schlagzeilenträchtig extreme Aussagen treffen, um dann mit ‘war nicht so gemeint’ das Gesagte zu relativieren“, ärgerte er sich gegenüber RTL. Zumal die junge Frau für eine Partei spreche, die die Deutschen gerne über Respekt, Zusammenhalt und Toleranz belehre. (zit)