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„Auf die Barrikaden!“: Heidi Reichinnek, die „große Fresse“ aus Tiktok

„Auf die Barrikaden!“: Heidi Reichinnek, die „große Fresse“ aus Tiktok

„Auf die Barrikaden!“: Heidi Reichinnek, die „große Fresse“ aus Tiktok

Linken-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek: Blickt mit Optimismus und Enthusiasmus auf einen schwierigen Wahlkampf. (Themenbild)
Linken-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek: Blickt mit Optimismus und Enthusiasmus auf einen schwierigen Wahlkampf. (Themenbild)
Linken-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek: Blickt mit Optimismus und Enthusiasmus auf einen schwierigen Wahlkampf. Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress | Bernd Elmenthaler/Geisler-Fotopr
„Auf die Barrikaden!“
 

Heidi Reichinnek, die „große Fresse“ aus Tiktok

Mit Wutreden und Antifa-Parolen wurde sie zum Online-Phänomen: Die Linken-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek rettet ihre Partei vor dem Untergang. Doch wie tickt sie? Ein Porträt
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Sie müsse nicht an Wunder glauben, denn sie erlebe eines: Damit meint Heidi Reichinnek, Spitzenkandidatin der Linken, die voraussichtliche Rückkehr ihrer bereits totgesagten Partei – beziehungsweise einen zwar nur leichten, aber am Sonntag wohl entscheidenden Stimmenzuwachs in den Umfragen. Die sehen die umbenannte SED nun doch bei 5 bis 6 Prozent, was auch ohne die magischen drei Direktmandate, Stichwort „Operation Silberlocke“, den Einzug in den Reichstag bedeuten würde. 

Die 36jährige hat an diesem Umschwung und auch an den 23.000 Neueintritten seit Jahresbeginn erheblichen Anteil: Ihre frische und provokante Art bringt der Partei viel Zustimmung. Wer traut sich sonst, im Bundestag zur Revolution aufzurufen? „Wehrt euch, leistet Widerstand gegen den Faschismus im Land! Auf die Barrikaden!“ schmetterte Reichinnek im Parlament, als die CDU unlängst den Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik stellte. 

Um zur linken Matadorin zu werden, reicht allerdings „große Klappe und Tiktok dahinter“, faßt das Redaktionsnetzwerk Deutschland zusammen. „Ich hatte immer schon eine große Fresse“, sagte Reichinnek, die sich als „überzeugte Feministin und Antifaschistin“ sieht. Auf den sozialen Plattformen, wo es um Emotionen, Stimmungen und klare Feindbilder geht, fühlt sie sich wohl. Denn Wut fördert Interaktion, und Interaktion fördert Reichweite. Bei Tiktok folgen ihr inzwischen 524.000 Menschen, womit sie Alice Weidel (835.000) auf den Versen ist, die sie in punkto Likes mit 14,7 Millionen (gegenüber 7,7 Millionen) sogar längst abgehängt hat.

Reichinnek trägt ein Rosa-Luxemburg-Tattoo

Aufgewachsen in Obhausen bei Merseburg, wo Reichinnek 1988 geboren wurde, lebt sie heute in Osnabrück. Zur Linken fand sie erst 2015, doch schon 2019 wurde sie niedersächsische Landesvorsitzende. 2021 zog sie in den Bundestag ein, wo sie seit 2024 Co-Vorsitzende der durch Gründung des BSW zur „Gruppe“ herabgestuften Fraktion ist.

Dort gibt sie sich volksnah: „Politik wirkt oft, als wäre es ein Geschäft wichtiger Männer in Anzügen. Ich will aber, daß auch die Menschen vorkommen, die zu Recht wütend sind.“ Mit Differenzierungen hält sie sich dabei nicht auf: „Linke Politik ist, für die zu kämpfen, denen es scheiße geht.“ Solche Sprüche werfen die Frage auf, was Reichinnek außer ihrem Gesicht Frisches anzubieten hat? Denn mit dem exakt gleichen Anspruch holt die AfD inzwischen viermal mehr Wähler ab. Ob das linke Fräuleinwunder also wirklich dauerhaft überzeugt, wenn der Reiz des Neuen in zwei, drei Jahren verflogen ist, ist die Frage.

Dauerhaft sind hingegen ihre Vorbilder – tätowiert auf ihrem linken Arm: Rosa Luxemburg und Nofretete mit Gasmaske, letzteres als Erinnerung an den Arabischen Frühling, den sie – Reichinnek studierte Politologie und Nahoststudien – in Kairo erlebte. Wie ihre Beschwörung von Gerechtigkeit und Demokratie indes tatsächlich gemeint ist, läßt erahnen, daß sie den Linksextremisten Jean-Philippe Kindler im Bundestag beschäftigt. Der Slam-Poet und WDR-Autor sorgte 2023 für Schlagzeilen, als er öffentlich zur „Radikalisierung“, ja „Hetze“ gegen den „Feind“, „die Scheißpartei CDU“ aufrief – wobei er wörtlich forderte, den „Boden des demokratischen Austauschs zu verlassen“.

Aus der JF-Ausgabe 09/25.

Linken-Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek: Blickt mit Optimismus und Enthusiasmus auf einen schwierigen Wahlkampf. Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress | Bernd Elmenthaler/Geisler-Fotopr
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