STUTTGART. Christian Lindner hat sich am Montag beim traditionellen Dreikönigstreffen der FDP als „schlimmsten Albtraum des links-grünen Mainstreams in Deutschland“ bezeichnet. Zuvor hatte der Parteichef erwähnt, daß er Jäger sei, ein abgeschlossenes Studium und einmal als Selbständiger gearbeitet habe.
Hieran schloß er an: „Mein Name ist Christian Lindner, ich bin noch 45 Jahre alt und offensichtlich der schlimmste Albtraum des links-grünen Mainstreams in Deutschland.“ Die liberalen Zuhörer quittierten die Bemerkung mit lautem Applaus.
„Mein Name ist Christian Lindner, ich bin noch 45 Jahre alt und offensichtlich der schlimmste Albtraum des links-grünen Mainstreams in Deutschland.“ pic.twitter.com/Zo99e0aGh4
— Anna Neumann (@anna_p_neumann) January 6, 2025
In seiner rund 70minütigen Rede kritisierte Lindner, daß in Deutschland Ängste dominierten und das Land in einer Abwärtsspirale sei. In den weltweiten Rankings führe es „nur eines an, nämlich das Ranking der Wachstumsschwäche“, merkte der FDP-Chef an. „Deutschland hat in der Welt an Gewicht verloren, und zwar in einem auch für mich zuvor kaum vorstellbaren Tempo.“
Lindner kritisiert Arbeitsmentalität
Teile der Bevölkerung rief Lindner zu einem „Mentalitätswandel“ auf. „Vielleicht ist das, was wir brauchen, eine Art Image-Kampagne für Arbeit.“ Dazu merkte er an: „Leistung ist für viele nicht etwas, was man erbringt, sondern was man beantragt.“
Zugleich forderte er einen Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik. „Donald Trump in den USA denkt offen darüber nach, die Entlastung der Unternehmen dort auf 15 Prozent zu reduzieren. In Deutschland ist die effektive Belastung der Wirtschaft bei 30 Prozent. Weil wir nicht mehr doppelt so gut sind wie die USA, können wir auch nicht mehr länger doppelt so teuer sein wie die Vereinigten Staaten von Amerika.“
Staat „in weiten Teilen dysfunktional“
Dem Staat attestierte Lindner Bürokratismus und Bevormundung. Er sei „in weiten Teilen dysfunktional geworden“. So traue der Staat sich zu, „die Erderwärmung auf 1,5 Grad genau zu steuern, er scheitert aber bei der zeitnahen Lieferung eines neuen Personalausweises“.
Lindner konstatierte auch, es gebe „so etwas wie eine Art mentalen Lockdown“. Damit bezog er sich darauf, daß laut dem „Freiheitsindex“ 2024 nur 47 Prozent der Deutschen angegeben hätten, ihre Meinung frei zu äußern.
Hart ging der FDP-Chef mit der politischen Konkurrenz ins Gericht. „Robert Habeck und die Grünen sind inzwischen völlig losgelöst von den ökonomischen Realitäten“, sagte er über den grünen Kanzlerkandidaten. Die Union bezeichnete er als „Chamäleon“. Sie kämpfe derzeit nicht für einen Politikwechsel. Der sei nur mit Schwarz-Gelb möglich.
Merz reagiert ablehnend auf Avancen
Auch auf die Aufregung um Elon Musks Wahlempfehlung für die AfD ging Lindner ein. Diese habe nur deshalb solche Wellen schlagen können, „weil es ein Klima der Verunsicherung und der Orientierungssuche gibt“. Musks Mut zur Veränderung beeindrucke ihn. Doch der US-Unternehmer belege zugleich, daß dies nicht automatisch mit politischem Urteilsvermögen verbunden sei.
Derweil reagierte Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz via X auf Lindners Rede. Dessen Forderung, es brauche nicht nur einen Kanzlerwechsel, sondern einen Politikwechsel, kommentierte er mit den Worten, er könne nicht deutlicher zustimmen. „Deswegen mit beiden Stimmen CDU wählen!“ (ser)