BERLIN/ZÜRICH. Die drei größten Zeitungen und Nachrichtenmagazine Deutschlands – FAZ, Zeit und Spiegel – haben die AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel und den ehemaligen Finanzminister Christian Lindner (FDP) seit Dezember 2021 besonders negativ dargestellt. Mit besonders positiven Beschreibungen wurden hingegen der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck und die grüne Außenministerin Annalena Baerbock dargestellt, wie eine Untersuchung der NZZ aufzeigt.
Zur Auswertung hat die Zeitung mehr als 5.000 Artikel analysiert. Dabei wurden nur Texte berücksichtigt, die sich auf die entsprechenden Politiker fokussierten. Meldungen von Nachrichtenagenturen seien herausgefiltert worden, heißt es von der NZZ.
Vor allem die linksliberale Wochenzeitung Die Zeit betrachtet Weidel demnach negativ. Beinahe 90 Prozent aller Texte, die über die AfD-Vorsitzende erschienen, bewertete sie deutlich negativ. Beim Spiegel sind es immerhin 59 Prozent. Die FAZ beschreibt Weidel zu 65 Prozent in einem negativen Ton – häufiger als der Spiegel.
FAZ mag Baerbock besonders
Bei dem Hamburger Nachrichtenmagazin übernimmt eine andere Person die Rolle des Buhmanns: 73 Prozent der über Lindner erschienenen Texte stellen ihn negativ dar. Allerdings veröffentlichte die Zeitschrift auch Artikel, die den FDP-Politiker positiv framen – in vier Prozent aller Beiträge. Bei Weidel sind es null Prozent. Und zwar bei allen drei untersuchten Medien.
Am beliebtesten ist hingegen die grüne Außenministerin Annalena Baerbock. Besonders die FAZ findet lobende Worte für sie: 44 Prozent aller Baerbock-Texte haben einen wohlwollenden Unterton, nur in 17 Prozent aller sie betreffenden Artikel wird sie kritisiert. Eher neutral sind 39 Prozent der Berichte.
Die Zeit ist kritischer – mit 31 Prozent negativ gerahmten und zu 29 Prozent positiv konnotierten Texten lobt das Hamburger Blatt die Politikerin deutlich weniger. Hier sind 40 Prozent der Artikel neutral.
Merz und Habeck schneiden ähnlich ab
Auch der Spiegel ist nicht allzu sehr von Baerbock begeistert. 37 Prozent an Negativ-Artikeln stehen 22 Prozent positiv gestimmten Texten gegenüber. 41 Prozent der Baerbock-Beiträge sind neutral.
Besonders detailliert hat sich die NZZ dem Vergleich zwischen CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz und dem Wirtschaftsminister und künftigen Grünen-Kanzlerkandidaten Robert Habeck gewidmet. Mit dem Ergebnis, daß sich die Zahl der negativen und positiven Darstellungen bei beiden Politikern etwa die Waage hält.
Merz gilt als „populistisch“
Bei Habeck wurde zum Zeitpunkt des Atomausstiegs, des Heizungsgesetzes und der Graichen-Affäre überdurchschnittlich häufig kritisiert. Merz geriet vor allem in die Schußlinie, als er im Juli 2023 die „Brandmauer“ zur AfD auf kommunaler Ebene infrage stellte und und im August 2023 für seine Aussage, Kreuzberg sei „nicht Deutschland“.
Dabei ist die Wortwahl in Richtung Merz deutlich schärfer. Sehr viel häufiger fallen in den Zeitungen Begriffe wie „populistisch“, „peinlich“ oder „unpopulär“. Habeck wird hingegen häufiger als „beliebt“, „pragmatisch“ und „verantwortungsvoll“ beschrieben. Allerdings auch häufiger als „ideologisch“. (lb)