FRANKFURT AM MAIN. Mutmaßliche Linksextremisten haben in der Nacht zum Freitag eine überlebensgroße Bronzestatue des ehemaligen Reichskanzlers Otto von Bismarck vom Sockel gestürzt und beschmiert. Die Tat ereignete sich gegen 7:45 Uhr im Frankfurter Stadtteil Höchst, teilte die Polizei mit. Der Staatsschutz ermittelt wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung.
Konkret wurde der Sockel mit den Worten „Antikoloniale Aktion“ und die Statue mit dem Wort „coloniser“ (deutsch: Kolonisator) besprüht. Ein entsprechendes Selbstbezichtigungsschreiben wurde am Freitag auf der linksextremen Plattform Indymedia veröffentlicht. Aufgrund der politischen Schmierereien vermuten die Ermittler ein politisches Motiv. Der Sachschaden kann derzeit noch nicht beziffert werden.
Unfassbare Zerstörungswut und antideutscher Hass von Linksextremisten in Frankfurt: Sie stießen gestern eine Statue des Reichskanzlers Otto von Bismarck um und besudelten den Sockel mit Parolen #CancelCulture pic.twitter.com/WbaKJ46w5O
— Dieter Stein (@Dieter_Stein) November 16, 2024
Auf Indymedia schreiben die anonymen Verfasser: „Heute, 140 Jahre nach Beginn der Kongo-Konferenz, bei der die Vertreter der kolonialen Großmächte Afrika gewaltvoll unter sich aufteilten, wurde eine Bismarck-Statue in Frankfurt am Main gefällt.“ Damit wollten die „Anhänger:innen der Antikolonialen Bewegung ein Zeichen setzen“, heißt es weiter.
Bismarck war kein typischer „Kolonisator“
Die Berliner Konferenz begann Mitte November 1884 auf Einladung von Otto von Bismarck und markierte einen Wendepunkt in der europäischen Kolonialpolitik. Unter seiner Leitung wurden Regeln für die Aufteilung Afrikas zwischen den Kolonialmächten festgelegt, um Konflikte zwischen den europäischen Nationen zu vermeiden.
Bismarcks Motivation lag weniger in kolonialen Ambitionen, sondern in der Sicherung des europäischen Friedens und Deutschlands Stellung in der internationalen Diplomatie. Ebenso befürwortete er, die Abschaffung des Sklavenhandels völkerrechtlich festzuschreiben. Die Ergebnisse der Konferenz beschleunigten die koloniale Expansion der Europäer, was weitreichende Folgen für die einheimischen Gesellschaften hatte und bis heute nachwirkt.
AfD: Schändung ist nur „die Spitze des Eisbergs“
An der Schändung des Bismarck-Denkmals kam nun scharfe Kritik der AfD-Fraktion im Hessischen Landtag. „Straftaten wie die Denkmalschändung in Frankfurt-Höchst sind nur die Spitze des Eisbergs in einem regelrechten Kulturkampf. Dahinter steht die Ideologie der ‚Cancel Culture‘, welche die gesamte europäische Geschichte als Verbrechensgeschichte umdeuten will“, bemängelte ihr kulturpolitischer Sprecher Frank Grobe. Demnach finde sich diese Ideologie mittlerweile auch in Behörden und Parlamenten wieder.
Dies werde insbesondere deutlich, da „die auf der linksextremen Plattform ‚indymedia‘ veröffentlichte Begründung für den Anschlag fast deckungsgleich ist mit der Argumentation, die links regierte Stadtverwaltungen bemühen“. Grobe forderte die Landesregierung auf, Denkmäler zu schützen. „Otto von Bismarck war ein politisches Genie, Begründer des deutschen Nationalstaats und alles andere als ein Anhänger des Kolonialwesens. Der Anschlag auf sein Denkmal ist ein Anschlag auf unsere Geschichte und Identität.“
Hamburg will Bismarck-Denkmal umgestalten
Immer wieder geraten daher Denkmäler für Bismarck – aber auch der Hohenzollern – ins Visier linksextremer Vandalen. In Hamburg beteiligt sich an der „Aufarbeitung deutscher Kolonialgeschichte“ auch der Senat. Mit 27.000 Euro soll die 34 Meter hohe Monumentalfigur umgestaltet werden. Zuvor hatte bereits ein Pastor gefordert, das Denkmal zu enthaupten.
Zur Aufklärung des neuen Vandalismusfalls in Frankfurt bittet die Polizei die Bevölkerung um Mithilfe. Das 17. Polizeirevier nimmt sachdienliche Hinweise federführend entgegen. (sv)