BERLIN. Die Inseln im Südpazifik trotzen ihrem vorhergesagten Untergang. Ihre Fläche hat sich in den vergangenen Jahrzehnten sogar vergrößert. Das haben Wissenschaftler der University of Auckland in Neuseeland herausgefunden. Sie nutzten dafür Luft- und Satellitenbilder von 1971 bis 2014, wie der Welt-Journalist Axel Bojanowski in seinem Buch „Was Sie schon immer übers Klima wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten“ berichtet.
Überraschendes Ergebnis: Drei Viertel der 101 untersuchten Eilande gewannen an Fläche. Durch die Landgewinnung zogen sogar neue Bewohner auf die Inseln. Die Untersuchungen stellten laut den Forschern „die Wahrnehmung des Inselverlusts infrage“, und sie zeigten, „daß Inseln dynamische Gebiete sind, die im nächsten Jahrhundert als Besiedlungsstandorte bestehen bleiben und alternative Anpassungsmöglichkeiten bieten“.
Insel-Wachstum seit 2018 bekannt
Auch von 30 weiteren Inseln im Pazifik und im Indischen Ozean, die sie vermessen hätten, sei in den vergangenen Jahrzehnten keine einzige geschrumpft. Das Institut du Littoral et de l’Environnement der Universität im französischen La Rochelle kam 2018 zu ähnlichen Ergebnissen: Von insgesamt 709 Atollen habe nur jedes zehnte Land verloren, fast 90 Prozent hätten sich vergrößert und würden stabil bleiben.
Woran liegt das? Der Meeresspiegel steigt jährlich im Durchschnitt um 3,4 Millimeter. Gleichzeitig wachsen die Inseln auf natürliche Weise mit, sagen die Wissenschaftler.
Auch Untersuchungen auf den Malediven zeigten das gleiche Ergebnis, berichteten Forscher in den „Geophysical Research Letters“. Für wahrscheinlich halten die Wissenschaftler nun sogar, daß dies dadurch „die weitere Bildung vertikaler Riffinseln erleichtern könnte“.
Baerbock: Klimakrise zieht Menschen Boden unter Füßen weg
Damit liegen jene Politiker falsch, die trotz der bereits seit 2018 bekannten Forschungsergebnisse weiterhin behaupten, die flachen Inseln im Südpazifik würden untergehen, weil der Meeresspiegel aufgrund der globalen Erwärmung steige. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte erst bei ihrer ausgiebigen Südpazifik-Reise im Mai erklärt, der Klimawandel müßte gestoppt werden, um die Atolle zu retten.
„Die Klimakrise spült den Menschen hier buchstäblich den Boden unter den Füßen weg“, sagte die Grünen-Politikerin im 16.000 Kilometer von Deutschland entfernten Fidschi. Dort war vor Baerbock noch nie ein deutscher Außenminister gewesen.
Baerbock stieg sogar ins Wasser, um die Gefahr für die Fotografen zu demonstrieren. Gleichzeitig sicherte sie den Südpazifik-Staaten deutsches Steuergeld in Form von wirtschaftlicher Hilfe und die Förderung des Ausbaus erneuerbarer Energien zu, damit diese sich vor dem Klimawandel schützen könnten. (fh)