Nach monatelangem Warten erstrahlt das Gipfelkreuz auf der Zugspitze wieder in vollem Glanz. Am vergangenen Weihnachtswochenende hatte das Sturmtief „Zoltan“ durch Oberbayern gewütet und den linken unteren Zacken abgerissen. Erst im neuen Jahr entdeckten Mitarbeiter der Zugspitzbahn am Südhang etwas Goldenes im Schnee glänzen. Es war der abgebrochene Zacken.
Rasch wurde er geborgen und in die Werkstatt der Familie Würzinger in Eschenlohe gebracht. Dort wurde er von der Kunstschmiedin Andrea Würzinger restauriert – eine Familientradition. Ihr Vater Franz hatte 1993 das neue Kreuz gebaut, da das Original aus dem Jahr 1851 nicht mehr zu reparieren war.
Restaurierung bei starkem Windgang
Die Kunstschmiedin beschrieb die größte Herausforderung an dem sonnigen Tag in den Alpen: der Wind. „Je früher wir raufkommen, desto besser“, sagte sie der dpa. Zu dritt erklommen Würzinger, Andreas Pongratz von der Bauabteilung der Bayerischen Zugspitzbahn und ein weiterer Helfer mit dafür gelegten Seiten den 2.962 Meter hohen Gipfel.
„Wir haben ein bißchen mehr ausgebessert“, erläuterte die Kunstschmiedin. Nebst dem restaurierten Zacken mit den drei Strahlen hatte sie Ratsche, Inbusschlüssel, vergoldete Schrauben und 23,5-karätige Goldfarbe dabei. Oben angekommen besserte sie zahlreiche Stellen aus. Denn die Witterung auf Deutschlands höchstem Punkt hinterläßt Spuren am Blattgold. Und auch die zahllosen Aufkleber von Urlaubern sind nicht förderlich. „Da blutet mir das Herz“, sagte Würzinger.
Amerikaner beschädigten Gipfelkreuz
Seitdem ihr Vater Franz das neue Kreuz vor über 30 Jahren fertigte, mußte es dreimal restauriert werden. 2017 wurde es bei Bauarbeiten für die Zugspitzbahn von einer Krankette getroffen und mußte ins Tal gebracht werden. 2019 wurden bei einem Sturm die gegenüberliegenden Zacken mitgerissen, gefunden, restauriert und wieder angebracht.
Wem der Aufstieg zu anstrengend ist, der kann das Original im Museum Werdenfels besichtigen. Auf dem 173 Jahre alten Gipfelkreuz sind Einschußlöcher zu sehen. Der ehemalige Museumsleiter Josef Kümmerle erklärte dazu: Amerikanische Soldaten haben sich am 28. April 1945 auf den Gipfel fahrenlassen und das Kreuz beschossen. (sv)