BERLIN. Die bürgerlichen Medien Welt und Neue Zürcher Zeitung (NZZ) haben Berlins Regierenden Bürgermeister Kai Wegner scharf angegriffen. Wegen der Affäre mit seiner Schulsenatorin Katharina Günther-Wünsch (beide CDU) wird sogar der Rücktritt des Senatschefs gefordert.
Die Welt titelt: „Für diese verhängnisvolle Affäre trägt Kai Wegner die Verantwortung – und sollte gehen“. Kommentator Alan Posener kritisiert, daß sich die beiden „Dinge herausnehmen, die den Beamten, die ihre Politik umsetzen müssen, nicht erlaubt wären“. Und er fügt ironisch hinzu, was in jedem größeren Unternehmen ein Compliance-Fall wäre: „Das geht, wenn’s sich um den obersten Chef handelt.“ Das Private sei hier politisch.
Mit denselben Worten beschreibt auch die NZZ die Affäre. Diese schade auch „dem Ruf der Metropole“ Berlin. Kommentator Alexander Kissler nimmt sich Wegner aber auch politisch vor. Die „notorisch dysfunktionale deutsche Hauptstadt“ sei unter ihm „weder erkennbar sicherer noch sauberer geworden“. Und „gesellschaftspolitisch“ gäben die „vom Wähler abgestraften Sozialdemokraten den woken Takt vor“. Auch der politische Umgang mit seiner Liebesbeziehung werfe „kein gutes Licht auf den Regierenden Bürgermeister“.
„Sechs Kinder aus vier bisherigen Beziehungen“
Zunächst hatte Wegner sich zu den Gerüchten nicht geäußert, dann einen Medien-Anwalt wegen kritischer Nachfragen eingeschaltet, um letztlich die Affäre mit seiner Untergebenen Anfang Januar doch einzuräumen. Danach änderte er die Geschäftsordnung des Senats. Süffisant schreibt Kissler von „den sechs Kindern aus den vier bisherigen Beziehungen des Paars“. Unausgesprochen versteht der Leser wohl, daß dies für zwei konservative Politiker wohl nicht ganz mit der gesellschaftlichen Haltung ihrer Partei konform gehe.
Die NZZ meint, auf der neuen Liebe liege „kein Segen“. Denn: „Der Anschein der Befangenheit wird Kai Wegner wie ein Schatten begleiten.“ Jeder Euro mehr für das Bildungsressort könne die Kabinettskollegen mißtrauisch machen, „jede Kürzung an anderer Stelle als Kollateralschaden amouröser Händel erscheinen“. Der Küchen- drohe zum „vorgelagerten Kabinettstisch“ zu werden.
Hat Wegner gelogen?
Kissler fordert zwar nicht ausdrücklich den Rücktritt. Dies tut dafür Posener in der Welt: „Wegner sollte gehen.“ Und er kolportiert Gerüchte aus der Berliner CDU, daß der Senatschef und Günther-Wünsch sehr wohl schon vor der Regierungsbildung im vergangenen April ein Paar gewesen seien. Dies hatte der Regierende Bürgermeister über seinen Anwalt in der Erklärung bestritten und den Beginn der Affäre auf den Herbst 2023 datiert. Wäre es anders, hätte Wegner seine Geliebte zur Senatorin gemacht.
Für diesen Fall hatte Berlins AfD-Chefin Kristin Brinker in der JUNGEN FREIHEIT bereits vor einer Woche den Rücktritt des CDU-Politikers gefordert: Sollte sich bewahrheiten, daß die beiden schon ein Paar gewesen seien, als nach der Berliner Wiederholungswahl der Senat gebildet wurde, „muß Wegner zurücktreten“, sagte sie. Denn dann sei dies „ein klassischer Fall von Vetternwirtschaft“. (fh)