FRANKFURT/MAIN. Der Verein „Pro Asyl“ hat die Bundesregierung dazu aufgefordert, aus Pakistan ausgewiesene Afghanen in Deutschland aufzunehmen. „Jeder Tag des Wartens kostet Menschenleben“, warnte die Initiative am Samstag.
Das Auswärtige Amt müsse sich nun schnell dafür einsetzen, abgeschobene Afghanen in Sicherheit zu bringen. „Dort waren sie nie sicher, nun hat sich ihre Lage noch verschärft“, unterstrich „Pro Asyl“. Deutschland habe noch nicht einmal seine Verpflichtungen den ehemaligen afghanischen Ortskräften der Bundeswehr gegenüber eingelöst.
Pakistan schiebt über eine Million Afghanen ab
Pakistan hatte kürzlich angekündigt, sich illegal in dem Land aufhaltende Afghanen abzuschieben. Diese seien für die hohe Kriminalität im Land mitverantwortlich, begründete Islamabad den Schritt. Da in Afghanistan nun Frieden herrsche, bestehe kein Grund mehr, sich illegal im Nachbarland aufzuhalten.
Derzeit leben rund 1,7 Millionen Afghanen ohne Papiere in der südasiatischen Republik. Das ist mehr als die Hälfte der insgesamt knapp drei Millionen Afghanen, die sich in Pakistan befinden.
Ausweisung ohne Personalkontrolle
„Die Rückführung illegaler Einwanderer geht weiter“, betonte unterdessen das pakistanische Innenministerium nach einer Konsultation mit afghanischen Kollegen. Seit dem Sturz der international gestützten Regierung in Kabul durch die Taliban 2021 kontrolliert die radikalislamische Miliz das Land am Hindukusch.
کراسنگ پوائنٹس پر سہولت کیلئے خواتین اور بچوں کو بائیومیٹرک سے استثنیٰ حاصل ہو گا، وزیر داخلہ، نگران وزیر داخلہ سرفراز احمد بگٹی سے افغان ناظم الامور سردار احمد شکیب کی ملاقات، ملاقات میں دوطرفہ امور اور افغان شہریوں کی اپنے وطن واپسی کے حوالے سے گفتگو. pic.twitter.com/FehQsh13wk
— Ministry of Interior GoP (@MOIofficialGoP) November 2, 2023
Die pakistanischen Behörden versicherten, Afghanen mit Papieren hätten nichts zu befürchten. Allerdings werde nun in Einzelfällen, bei Frauen und Kindern etwa, auch auf die Erfassung der Personaldaten der Abgeschobenen verzichtet, um sie schneller ins Nachbarland zu schicken.
Zehntausende stauen sich an afghanischer Landesgrenze
Wie die Tageszeitung The National aus den Vereinigten Arabischen Emiraten indes berichtete, stauten sich bereits zehntausende Afghanen in improvisierten Zeltstädten zwischen den beiden Ländern. Jeden weiteren Tag kämen 2.000 bis 3.000 Familien hinzu. Die Behörden vor Ort seien mit der Situation komplett überfordert. Zudem rücke der Winter immer näher, der in der Gebirgsregion meist sehr harsch ausfalle. „Nach der Ankündigung der Massenausweisung hat unser Vermieter gekündigt“, berichtete ein Afghane dem arabischen Blatt. Danach sei seine Familie de facto obdachlos gewesen, weil sich keine neue Wohnung mehr gefunden habe.
The camp near Torkham housing Afghans expelled from Pakistan is now so big I had to climb a mountain to capture it, and even then there’s more beyond the mountains in the distance. pic.twitter.com/CmEOxi2358
— Sulaiman Hakemy (@SulaimanHakemy) November 3, 2023
Die Vereinten Nationen forderten Pakistan derweil dazu auf, die Pläne für die Massenabschiebung doch noch aufzugeben. „Wir sind davon überzeugt, daß viele der Abgeschobenen in Afghanistan mit Menschenrechtsverletzungen konfrontiert werden, einschließlich willkürlicher Verhaftung und unmenschlicher Behandlung“, betonte das UN-Menschenrechtsbüro. (fw)