Sie ist der große Sieger der Landtagswahl in Hessen: Die AfD holt ein historisch gutes Ergebnis von 18 Prozent – Rekord in Westdeutschland. Den anderen Parteien gefällt das gar nicht. So sprach Bundeskanzler Olaf Scholz mit Blick auf die Rekordwerte der Partei auch in Bayern davon, es müsse nun dringend die Demokratie verteidigt werden. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Henrdrik Wüst nannte die Konkurrenz sogar „Nazipartei“. Doch woher kommen die Wähler der AfD und was zeichnet sie aus?
Der größte Anteil der neuen AfD-Wähler in Hessen kam von ehemaligen Unterstützern der Ampel-Parteien. SPD, FDP und Grüne haben zusammen 62.000 Wähler an die AfD verloren. Weitere 46.000 Nichtwähler und 17.000 frühere CDU-Wähler konnte die Partei für sich gewinnen. Wie kam es dazu?
Die hessische AfD scheint die Sorgen der Wähler aufgegriffen zu haben. 63 Prozent gaben an, Angst vor steigender Kriminalität zu haben. Sorgen um den konstanten Zuzug von Fremden haben 53 Prozent, und beinahe die Hälfte der Wähler fürchtet einen wirtschaftlichen Zerfall des Landes. Themen, die die AfD in ihrem Wahlkampf priorisierte. Themen, die für viele Menschen wahlentscheidend wurden. In einigen Gemeinden konnte die Partei damit stärkste Kraft werden.
Doch wie kann man sich den typischen AfD-Wähler vorstellen? Wer sagt, es ist mir egal, daß Medien die Partei „rechtsextrem“ nennen, solange die Inhalte passen?
Es sind die Menschen aus den kleinen Gemeinden und Städten mit bis zu 20.000 Einwohner. Die idyllischen Dörfer, die aus den grün-roten Großstädten gerne als „Käffer“ diffamiert werden. Dort wählte beinahe jeder Vierte die AfD.
Alle wählen AfD – außer Rentner
Es ist die arbeitende Bevölkerung, Menschen mitten im Leben. Mittlerweile wurde die SPD als Arbeiterpartei abgelöst. 40 Prozent der Arbeiter machten in Hessen ihr Kreuz bei der AfD. Zwar fiel die Zustimmung bei Selbständigen und Angestellten geringer aus, liegt dennoch über dem Gesamtergebnis von 18 Prozent. Einzig Rentner wählten unterdurchschnittlich häufig die AfD.
Diese Verteilung spiegelt sich bei den Altersgruppen wider. Bei 35- bis 44jährigen wählte fast jeder Vierte die AfD. Unter 25- bis 59jährigen ist die Zustimmung größer als im gesamtgesellschaftlichen Durchschnitt. Ausschließlich Menschen ab 70 wählten unterdurchschnittlich oft AfD – nur neun Prozent.
Wie auch in anderen Wahlen, klafft zwischen Männern und Frauen eine Lücke. Während 22 Prozent der Männer sich für die AfD entschieden, waren es bei den Frauen nur 14 Prozent.
AfD in Bayern: Größter Zuwachs unter allen Parteien
Auch im südlichen Nachbarland Bayern konnte die AfD einen Wahlerfolg verzeichnen – wenn auch geringer als in Hessen. Allerdings kann die Partei hier überdurchschnittlich von Stimmen der CSU und auch der Freien Wähler profitieren. Von beiden Parteien kamen 110.000 Wähler zur AfD. Von den Ampel-Parteien kamen insgesamt 80.000 Wähler – darunter 20.000, die bisher Grün wählten. Ebenfalls zu Buche schlagen 80.000 ehemalige Nichtwähler. Das verschaffte der AfD ein Plus von 4,4 Prozentpunkten im Vergleich zur Landtagswahl 2018.
Ähnlich wie in Hessen sorgen sich auch die Bayern um Kriminalität, Migration und den wirtschaftlichen Abschwung des Landes. Allerdings hat die bayerische AfD kein Monopol auf diese Themen. CSU und Freie Wähler konnten sich ebenfalls erfolgreich als Alternative zur Politik aus Berlin darstellen.
Mehrheit in Bayern wählt AfD aus Überzeugung
Mit 31 Prozent wählte beinahe ein Drittel aller Arbeiter in Bayern die AfD. Auf die SPD hingegen entfielen nur fünf Prozent. Selbständige und Angestellte wählten etwa so häufig die AfD wie der Gesamtschnitt. Nur Rentner lagen deutlich darunter. Dafür wählte fast jeder Zweite von ihnen die CSU.
In Hessen wie in Bayern konnte sich die AfD zu Teilen als Partei der arbeitenden Bevölkerung etablieren. Dennoch bleibt sie für 46 Prozent der bayerischen und 54 Prozent der hessischen AfD-Wähler zumindest vorerst noch eine Protestpartei. Allerdings: In Bayern sagten bereits 47 Prozent der AfD-Wähler, sie wählten die Partei aus Überzeugung.