WIESBADEN. Erdgas und Strom sind für Haushaltskunden im ersten Halbjahr 2023 deutlich teurer geworden. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, kostete Erdgas zu der Zeit 31,3 Prozent mehr als in den sechs Monaten zuvor, während der Strompreis um 21 Prozent stieg. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum hingegen beträgt der Anstieg jeweils 52,5 und 26,2 Prozent. Die Behörde merkte an, die Kosten für private Haushalte seien trotz zuletzt gesunkener Großhandelspreise „weiter stark“ angewachsen.
In den Beträgen seien nach Angaben des Bundesamts für Statistik die Preisbremsen aus dem dritten Entlastungspaket der Bundesregierung berücksichtigt. Die Bundesregierung hatte damit vor, Bürger „spürbar zu entlasten“ und einen Beitrag dazu zu leisten, „daß die Strompreise insgesamt sinken“. Dennoch mußten private Haushalte durchschnittlich 33,6 Prozent mehr für Energie und Vertrieb zahlen. Einen Beitrag zum Gaspreisanstieg leisteten Steuern, Abgaben und Umlagen. Gegenüber dem zweiten Halbjahr 2022 wuchsen die Ausgaben dafür um 28,6 Prozent.
Die Kleinen blechen, die Großen freuen sich
Uneinheitlich entwickelten sich die Preise für Unternehmen und andere sogenannte Nicht-Haushaltskunden. Eine deutliche Belastung lag bei Kleinverbrauchern vor: Wer weniger als 1.000 Gigajoule Erdgas jährlich benötigt, mußte im ersten Halbjahr 2023 fast 48 Prozent mehr als im Halbjahr davor bezahlen. Um rund ein Fünftel stiegen die Strompreise für diejenigen, die unter 20 Megawattstunden blieben. Lediglich energieintensive Betriebe durften aufatmen: Der Gaspreis sank dagegen um mehr als 50 Prozent bei allen Unternehmen, die mehr als 4 Millionen Gigajoule pro Jahr aufwenden. Um rund 30 Prozent sanken die Kosten bei Geschäftskunden mit mindestens 150.000 Megawattstunden Jahresverbrauch.
Die anhaltende Energiekrise sorgt nicht nur für finanzielle Belastung. Zeitgleich zu den Preiserhöhungen brach die Stromerzeugung um rund 11 Prozent ein. Das Bundesamt für Statistik hatte damals Einsparbemühungen wegen hoher Energiepreise sowie eine schwache Konjunktur in mehreren Industriezweigen als Gründe genannt. Um mehr als 30 Prozent erhöhte sich die importierte Menge an elektrischer Energie, um Ausfälle durch den Atomausstieg zu kompensieren. (kuk)