BERLIN. Die Amtsärzte haben mit Blick auf hohe Temperaturen in den Sommermonaten die Einführung einer sogenannten Siesta in Deutschland gefordert. „Wir sollten uns bei Hitze an den Arbeitsweisen südlicher Länder orientieren: Früh aufstehen, morgens produktiv arbeiten und mittags Siesta machen ist ein Konzept, das wir in den Sommermonaten übernehmen sollten“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Johannes Nießen, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Bei starker Hitze seien Menschen nicht so leistungsfähig wie sonst. „Schlechter Schlaf bei fehlender Abkühlung in der Nacht führt zusätzlich zu Konzentrationsproblemen“, unterstrich er.
Siesta, Ventilatoren und Fußbad
Nießen empfehle, „komplexe Arbeitsanforderungen“ in die frühen Morgenstunden zu verschieben. Zudem schlug Nießen vor, leichtere Kleidung zu tragen, selbst wenn die Kleiderordnung im Büro dies verbietet. Auch Ventilatoren und ein kaltes Fußbad unter dem Schreibtisch könnten Abhilfe schaffen.
Statt luftig-leichter Kleidung fordert die Vizepräsidentin des Betriebsärzte-Verbands, Anette Wahl-Wachendorf, Komplettverhüllung. Langärmlige Kleidung sowie eine Kopfbedeckung schützten den Körper etwa vor UV-Strahlung.
Arbeitgeber sollen Hitzegefährdungsbeurteilungen erstellen
Anja Piel vom Deutschen Gewerkschaftsbund fordert derweil weitgehendere Maßnahmen. Ihrem Willen nach sollen alle Arbeitgeber während der Sommermonate regelmäßig Hitzegefährdungsbeurteilungen erstellen. Sie seien dafür verantwortlich, ihre Angestellten vor Hitze zu schützen. Arbeit bei hohen Temperaturen belaste die Beschäftigten und gefährde im schlimmsten Fall ihre Gesundheit. Daß solche Beurteilungen noch nicht Standard in Betrieben seien, sei angesichts des Klimawandels „vollkommen inakzeptabel“.
Piel sieht Arbeitgeber bereits ab einer Temperatur von 26 Grad in der Pflicht, für Abkühlung zu sorgen. Klettere das Thermometer auf über 30 Grad, müßten sie Arbeitsbelastungen verringern. (zit)