BAD HERSFELD. Auf dem Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit und Diversität gehen die Bad Hersfelder Festspiele einen neuen Schritt. Sie besetzen die Titelrolle des Shakespeare-Stück „König Lear“ mit einer Schauspielerin. Charlotte Schwab wird den Monarchen im Sommer verkörpern – auch, um damit Anstoß zu mehr Diversität zu geben, wie sie der dpa sagte.
Der Intendant der Festspiele, Joern Hinkel, unterstreicht das. Auch er sieht „deutlichen Verbesserungsbedarf“ bei der Sichtbarkeit von Frauen „jenseits der 50 in Gesellschaft, Kunst und Kultur“. Charlotte Schwab ist 70 Jahre alt.
Frau als „König Lear“ sei „bereichernder“
Die Schweizerin ist dem deutschen Publikum durch zahlreiche Rollen in Krimiserien wie „Das Duo“ und „Alarm für Cobra 11“ bekannt. Derzeit ist sie am Wiener Burgtheater engagiert. Sie traue auch einem Mann die Rolle zu, sagte Schwab: „Ich finde es aber genauso richtig und noch etwas bereichernder, wenn sie von einer Frau gespielt wird.“
Auch die Regisseurin von „König Lear“ ist eine Frau. Tina Lanik inszeniert das Stück. Sie sagt: „Der Abstand, den Charlotte Schwab als Frau zur Rolle des König Lear und zu dem patriarchalen System hat, das er verkörpert, ermöglicht einen neuen, komplexen Blick auf die Figur und das Stück.“
Der Vorverkauf läuft offenbar noch nicht überragend: „Er ist zwar noch nicht auf dem Niveau wie vor der Corona-Pandemie, aber besser als im vergangenen Jahr“, erklärte Hinkel. „König Lear“ wurde bereits vier Mal in Bad Hersfeld aufgeführt. Zuletzt stand 2012 der vor zwei Jahren verstorbene Schauspieler Volker Lechtenbrink als Titelheld auf der Bühne. (fh)