BERLIN. Die Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Katja Keul, hat eine Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte in Tansania angekündigt. Es sei höchste Zeit, das Thema anzugehen, sagte sie dem Nachrichtenportal Table Media.
„Es geht um gesellschaftliche Aufklärung, um öffentliche Debatte und die Überarbeitung von Schulbüchern“, betonte Keul. „Es geht darum, die Verbrechen und die Opfer der Aufstandsbekämpfung bekannt zu machen.“
Das Auswärtige Amt plane gemeinsam mit dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, die Überreste von Hunderten Afrikanern an ihre Herkunftsländer zu übergeben. Diese seien damals von Wissenschaftlern nach Deutschland gebracht worden. „Hunderte Schädel, aufbewahrt in Kisten in Kellern – das darf so nicht bleiben“, machte Keul deutlich. Die Gebeine müßten ein „anständiges Begräbnis an einem passenden Ort“ bekommen.
Auch Kulturgegenstände aus Kolonialzeit sollen abgegeben werden
Zudem geht es um die Abgabe von Kulturgegenständen, die damals mit nach Deutschland gebracht wurden. Es gebe bereits erste Kontakte zu den Botschaften und zur Regierung von Tansania.
Zuletzt hatte es immer wieder Diskussionen um die afrikanischen Benin-Bronzen gegeben. Ende des vergangenen Jahres gaben Außenministerin Annalena Baerbock und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (beide Grüne) solche an Nigeria ab, wo das ehemalige Benin heute liegt. Deutschland war dort allerdings nie Kolonialmacht. (zit)