BREMEN. Weil sie dem ehemaligen „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt ein Interview für dessen Video-Format gegeben hat, ist die Leiterin der Bremer Verbraucherzentrale, Annabel Oelmann, unter enormen Druck geraten.
Ihre Kritiker werfen ihr nicht vor, was sie gesagt hat, sondern daß sie überhaupt mit Reichelt gesprochen hat. Unter Protest ist inzwischen die Vorsitzende des Verwaltungsrats der Verbraucherzentrale, Stephanie Dehne (SPD), zurückgetreten.
DGB verlangt Distanzierung der Verbraucherzentrale
In dem Interview für „Achtung, Reichelt!“ ging es um die Inflation und die große Verzweiflung der Verbraucher wegen der hohen Energiepreise. Oelmann berichtete von Suizid-Androhungen und Menschen, die nicht mehr wissen, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen. Das stellt offenbar niemand in Zweifel.
Es geht der zurückgetretenen Dehne, die für SPD in der Bremer Bürgerschaft saß, darum, daß sie das gegenüber dem Ex-Bild-Chef gesagt habe. Dieser verbreite angeblich rechtspopulistische Thesen. Da sie sich mit einer Sanktion Oelmanns wegen des Interviews im Verwaltungsrat bisher nicht durchsetzen konnte, trat sie zurück. Dies soll offenbar den Druck auf Oelmann noch einmal erhöhen.
Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zeigte sich empört. Er verlangte eine Erklärung Oelmanns und wirft ihr ebenfalls mangelnde Abgrenzung zu Rechtspopulisten vor. (fh)