KÖLN. Die Supermarktkette Rewe hat die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußballbund (DFB) nach dessen Ankündigung, nicht mit der „One Love“-Armbinde aufzulaufen, beendet. „Wir stehen ein für Diversität – und auch Fußball ist Diversität“, sagte Konzernchef Lionel Souque der Nachrichtenagentur dpa.
Die deutsche Mannschaft hatte eigentlich geplant, mit der bunt gestreiften Kapitänsbinde ein Zeichen für Toleranz und Vielfalt zu setzen. Am Montag entschied sich der DFB jedoch um. Grund für die Entscheidung sind drohende Sanktionen durch den internationalen Fußballverband (Fifa).
Dieser hatte vorab angekündigt, es werde eine Gelbe Karte für den Mannschaftskapitän geben, wenn er die „One Love“-Binde trägt. Später standen auch Punktabzüge im Raum. Ihre Position begründet die Fifa mit festgelegten Spielregeln. Demnach sind „politische, religiöse oder persönliche Slogans, Botschaften oder Bilder“ auf dem Spielfeld verboten. Kritiker werteten das Einlenken des DFB als „Einknicken“ vor der Fifa.
Rewe läßt Vertrag ruhen
Rewe hatte bereits im Oktober angekündigt, den DFB-Partnerschaftsvertrag nicht weiterzuführen, allerdings ohne Verbindung zur Weltmeisterschaft in Katar. Nach der Entscheidung zur „One Love“-Armbinde will das Unternehmen schon jetzt nicht mehr Partner der deutschen Mannschaft sein und verzichtet auf die verbleibenden Werberechte.
Der DFB hatte sich nach Vorwürfen über den Verzicht auf die bunte Kapitänsbinde zunächst versucht, zu rechtfertigen. „Es handelt sich aus meiner Sicht um eine Machdemonstration der Fifa“, sagte Präsident Bern Neuendorf. Er fügte hinzu, „die Fifa hat eine Aussage für Diversität und Menschenrechte untersagt. Das sind Werte, zu denen sie sich in ihren eigenen Statuten verpflichtet“. DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff betonte, das Vorgehen der Fifa fühle sich „schon stark nach Zensur“ an.
ZDF-Moderatorin präsentiert sich mit Regenbogen-Herz
Kritik an der Entscheidung war unter anderem von Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger gekommen. Er bezeichnete das Vorgehen des Fifa-Präsidenten Gianni Infantino auf Twitter als „erbärmlich“. Zudem schrieb er: „Er denkt, das Spiel gehört ihm. Er kann sich schwul, arabisch, moslemisch und noch ganz anders fühlen. Es ist so traurig, daß wir an diesem Punkt angekommen sind.“
Gianni Infantino thinks he’s bigger than @VirgilvDijk @Manuel_Neuer @HKane and many other top stars in world football. He thinks he owns the game. He can even feel gay, arabic, muslim and many other things. So sad that we got to this point #WorldCup2022
— Thomas Hitzlsperger (@ThomasHitz) November 21, 2022
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) stellte auf Twitter klar, nun endgültig die WM zu boykottieren. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) kritisierte, Zensur durch „internationale Sportfunktionäre“ mache „den Fußball kaputt“.
Abseits der Politik positionierte sich ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann zu dem Thema. Am Montagabendabend beim Spiel USA gegen Wales trug sie ein T-Shirt mit einem aufgedruckten Herzen in Regenbogenfarben und einer bunt gestreiften Armbinde. In ihrer Begrüßung betonte sie: „Es hätte ein legendärer, ein stolzer WM-Tag werden können“. (JF)