BERLIN. Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger hat mit Blick auf einen möglichen Gas-Lieferstopp aus Rußland vor drastischen Folgen gewarnt. „Wir stehen vor der größten Krise, die das Land je hatte“, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Die Folgen eines Gasmangels blieben nicht auf die Industrie beschränkt, sondern träfen alle. Das sei eine völlig neue Situation. „Wir müssen uns ehrlich machen und sagen: Wir werden den Wohlstand, den wir jahrelang hatten, erst mal verlieren“, betonte Dulger.
Um aus der Krise herauszukommen, brauche es weniger staatliche Interventionen in der Wirtschaft. „Private wirtschaften immer besser als der Staat“. Der Arbeitgeberpräsident sieht aktuell die Regierung in der Pflicht, die Menschen zu entlasten. „Es muß jetzt bei jedem Bürger auf dem Konto mehr netto vom brutto ankommen.“ Wichtig sei nun, das Nettoeinkommen der Bürger nicht weiter zu senken und Krisengewinne fair zurückzugeben.
Als Ursache der aktuellen Situation sieht Dulger vor allem die mangelnde Fähigkeit zur Selbstversorgung. Deutschland habe zu lange etwas mißachtet, was Helmut Schmidt in den 1970er Jahren noch gewußt habe. Als damals die Lieferungen von Gasröhren nach Rußland begannen, hatte der damalige Bundeskanzler gewarnt: „Wir können das machen, aber wir dürfen nicht mehr als zu 30 Prozent von russischem Gas abhängen.“ Diese Mahnung sei ignoriert worden. (st)