Die Revolution hatte mal wieder Hunger auf ihre eigenen Kinder. Die Musikerin Ronja Maltzahn sollte am Freitag eigentlich auf einer Kundgebung von „Fridays for Future“ (FFF) in Hannover auftreten. Durfte sie aber nicht. Der Grund: Die niedersächsische Songwriterin trägt Dreadlocks. Das ist nach dem Verständnis der Organisatoren der Veranstaltung eine Frisur für Schwarze. Und zwar nur für Schwarze. Eine weiße Frau sollte so nicht rumlaufen! Was klingt wie eine These von einem NPD-Stammtisch der 1990er Jahre, ist inzwischen fester Bestandteil der neuen Linken. Dort gilt eine afrikanisch anmutende Haarpracht auf einem weißen Kopf als „Kulturelle Aneignung“.
„Wokeness“ nennt sich dieses Erwachen der längst überwunden geglaubten Einteilung der Menschen nach Rassen und Hautfarben. Mit dem Rassismus der alten Rechten will die „woke“ Bubble natürlich nichts zu tun haben. Sie verstehen ihren Einsatz für die kulturelle Rassentrennung viel mehr als Zeichen der Solidarität mit all jenen schwarzen Menschen, die Dreadlocks bei Weißen schon länger kritisieren würden.
Tatsächlich gibt es einige PoC-Aktivisten, die ein enormes Problem damit haben, wenn Weiße sich Elemente der schwarzen Kultur „aneignen“. Was den „woken“ Linken von FFF und Co. allerdings nicht so ganz klar zu sein scheint: Diese Leute sind nicht die Könige der schwarzen Bevölkerung in Europa. Es gibt nämlich auch eine Menge afrikanischstämmige Menschen, die mit Dreadlocks bei Weißen überhaupt keine Probleme haben. Bei vielen ist sogar das genaue Gegenteil der Fall. Warum soll die Meinung all dieser Leute eigentlich weniger wert sein als die Meinung von ein paar Schreihälsen, die sich in ihrem Größenwahn offenbar für die offiziellen Sprecher aller halten, die die gleiche Hautfarbe haben wie sie selbst?
Entfällt die Impfpflicht wegen Papiermangels?
Einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es in dieser Woche für alle Gegner der geplanten Impfpflicht. Diese könnte, so konnte man den Medien entnehmen, nämlich tatsächlich scheitern. Allerdings nicht etwa, weil die deutsche Bundesregierung Zweifel oder Skrupel bekommen hätte. Der Krankenkassenverband GKV hält die Impfpflicht wegen Papiermangels nicht für umsetzbar, hieß es in einem Schreiben des Spitzenverbands, mit dem dieser am Montag für viel öffentlichen Wirbel sorgte.
Das konnte der Oberhäuptling der Rotpunkt-Indianer, Karl Lauterbach, natürlich so nicht stehen lassen. In einer als Warnung getarnten Drohung stellte der Gesundheitsminister für den Fall des Scheiterns einer Impfpflicht neue Einschränkungen im Herbst in Aussicht. Eines dürfte inzwischen klar sein: Eine politische Kehrtwende zurück in Richtung Freiheit und Selbstbestimmung wird es nicht geben. Jedenfalls nicht, solange Karl Lauterbach noch in der Lage ist sie als Gesundheitsminister zu verhindern.
Rücktrittsforderungen an Deniz Yücel
Der Journalist Deniz Yücel soll als Vorsitzender des deutschen PEN-Zentrums zurücktreten. Zumindest wenn es nach seinen Vorgängern Gert Heidenreich, Christoph Hein, Johano Strasser, Josef Haslinger und Regula Venske geht. Yücel, der mit seinen provokanten Äußerungen in der Vergangenheit selbst bei einigen der müdesten Konservativen immer wieder für erhöhten Blutdruck gesorgt hatte, hat nun auch viele Personen innerhalb der eher linksgerichteten Schriftstellervereinigung gegen sich aufgebracht.
Grund für die Aufregung waren einige Äußerungen des Autors zum Krieg in der Ukraine. Insbesondere seine Forderung nach einer Flugverbotszone über der Ukraine und die Andeutung, daß er sich auch eine direkte militärische Beteiligung der Nato an dem Konflikt vorstellen könnte, brachte einige seiner Schriftstellerkollegen auf die pazifistischen Barrikaden.
Zwar halte ich das, was der Welt-Journalist hier forderte, für ein gefährliches Spiel mit dem Feuer. Einem Schriftsteller jedoch vorzuwerfen, daß er auch seine potentiell „gefährlichen“ Gedanken in Worte fast, ist grotesk. Genauso gut könnte man einen Boxer anklagen, weil er durch zu harte Schläge die Gesundheit seiner Gegner gefährde. Genau das tun Yücels Kritiker innerhalb des deutschen PEN-Zentrums allerdings, wenn sie ihre Rücktrittsforderung, zu der es inzwischen auch einen offiziellen Antrag gibt, damit begründen, daß er mit seinen „öffentlichen militärstrategischen Äußerungen“ gegen die PEN-Charta verstoßen habe.
Wenn es also irgendeine echte Legitimation für die Rücktrittsforderungen geben sollte, dann allerhöchstens die, daß eine Literatenvereinigung, die nicht mehr für das freie Wort kämpft, sondern es sogar aktiv einschränken will, sich im Grunde selbst überflüssig gemacht hätte – und darum keinen Vorsitzenden mehr bräuchte.