BERLIN. Der Ökonom Bernd Raffelhüschen hat eine Rentenminderung aufgrund der Corona-Krise gefordert. „Wenn die Löhne um 4,7 Prozent sinken, müßten eigentlich auch die Renten um diesen Satz fallen – das galt in Deutschland seit Bismarcks Zeiten“, betonte Raffelhüschen gegenüber der Bild-Zeitung.
Der damalige Bundesarbeitsminister Olaf Scholz (SPD) habe dieses Prinzip 2010 aufgehoben als er die Rentengarantie eingeführt hatte. Seitdem stiegen die Renten gemeinsam mit dem Löhnen. Wenn Letztere aber sänken, würden Renten nicht mehr gekürzt.
Eine Ausnahme dabei sei der sogenannte Nachholfaktor, der Bestandteil der Rentenanpassungsformel ist. „Mit ihm wurde sichergestellt, daß die Rentenerhöhungen nach einer schweren Wirtschaftskrise, wenn die Löhne wieder steigen, nur halb so stark ausfallen, wie es das Gesetz erlaubt“, schilderte Raffelhüschen. Das Ziel sei dabei gewesen, die abgewendeten Rentenkürzungen auszugleichen.
FDP-Rentenexperte will faire Renten für alle Generationen
Der Mechanismus komme aber nicht mehr zum Einsatz. Der ehemalige Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) habe das Instrument damals ausgesetzt und damit „fatale Konsequenzen“ herbeigeführt, mahnte der Wirtschaftswissenschaftler. Auch wenn Beschäftigte weniger Geld verdienten, steige das Rentenniveau vermutlich dennoch um rund ein Prozent.
Der rentenpolitische Sprecher der FDP, Johannes Vogel, forderte Heil auf, seinen Fehler zu korrigieren. „Der Nachholfaktor muß wieder eingeführt werden, weil die Renten ansonsten in den kommenden Jahren stärker steigen als die Löhne“, verdeutlichte Vogel gegenüber der Bild-Zeitung. Die Rente müsse aber für alle Generationen fair und ihre Finanzierung langfristig stabil sein. (zit)