LEIPZIG/BERLIN. Bei Ausschreitungen in der Silvesternacht im linken Leipziger Stadtteil Connewitz sind mehrere Polizisten verletzt worden. Ein 38jähriger Beamter mußte im Krankenhaus notoperiert werden nachdem er bei einer Attacke das Bewußtsein verloren hatte. Laut der sächsischen Polizei hatte „eine Gruppe von Gewalttätern“ aus einer Menge von etwa 1.000 Feiernden versucht, „einen brennenden Einkaufswagen mitten in eine Einheit der Bereitschaftspolizei zu schieben und beschossen diese massiv mit Pyrotechnik“.
Neben dem Schwerverletzten seien dabei drei weitere Polizisten leicht verletzt worden. Die auf Linksextremismus spezialisierte Sonderkommission „Soko LinX“ des LKA ermittle wegen versuchten Mordes. Neun Personen wurden vorläufig festgenommen; drei wurden in der Nacht wieder entlassen. Die Polizei sperrte das Gelände am Connewitzer Kreuz im Süden Leipzigs ab.
„Gezielte Angriffe auf Menschenleben“
Sachsens Innenminister Roland Wöller (CDU) sprach von „gezielten Angriffen auf Menschenleben“ und „schweren Straftaten“, die mit aller Härte des Rechtsstaates verfolgt würden.
„Es ist erschreckend, wie skrupellos Personen durch offensichtlich organisierte Angriffe schwerste Verletzungen von Menschen verursachen bzw. in Kauf nehmen,“ sagte Polizeipräsident Torsten Schultze.
Linken-Politiker kritisieren Polizei
Die Landtagsabgeordnete Jule Nagel (Linkspartei) wirft der Polizei hingegen vor, Gewalt provoziert zu haben. Auf Twitter schrieb sie: „Cops raus aus Connewitz gewinnt nach diesem Jahreswechsel ne neue Bedeutung. Ekelhafte Polizeigewalt, überrennen Unbeteiligter, wirre Einsatzmanöver, kalkulierte Provokation.“
Auch der Bundessprecher der Linksjugend und Leipziger Stadtrat, Michael Neuhaus, kritisierte auf Twitter das Vorgehen der Beamten: „Mich beschleicht das dumpfe Gefühl, daß in Connewitz von vornherein ein Exempel statuiert werden sollte. Was ist das eigentlich für ein Staat, der aus politischen Profilierungsgründen in der Silvester Nacht gegen Feiernde vorgeht?“
Attacken auch in Berlin
In Berlin, wo neben der Partymeile am Brandenburger Tor auch der Alexanderplatz und das Gebiet um die Pallasstraße erstmals zu Böllerverbotszonen erklärt worden waren, kam es zu insgesamt 24 Übergriffen auf Einsatzkräfte. Im Bezirk Neukölln wurde ein Löschfahrzeug mit Feuerwerk und Steinen attackiert. Mehrere Personen drohten dabei mit Schreckschußwaffen und versuchten die Mannschaftskabine zu öffnen. Die Feuerwehr der Hauptstadt zeigte sich „entsetzt“ von dem „negativen Highlight“.
Am Alexanderplatz wurde ein Mann festgenommen, der mit einer Schreckschußwaffe auf Polizisten gefeuert hatte. In Charlottenburg schossen laut Berliner Polizei „mehrere Jugendliche“ ebenfalls mit Schreckschußwaffen „auf alles“. Im Stadtteil Mariendorf wurden Rettungsdienstmitarbeiter mit Böllern beworfen und im Wedding versprühten mehrere Personen Reizgas auf der Straße.
In Kreuzberg zerstörten Angreifer die Frontscheibe eines Busses der öffentlichen Verkehrsbetriebe. In Marienfelde feuerten etwa 15 Personen gezielt mit Raketen auf Fahrzeuge und Passanten. Auf der zentralen Festmeile vor dem Brandenburger Tor wurden zudem vier Frauen sexuell belästigt – die Täter konnten festgenommen werden.
Auto von Gunnar Schupelius angezündet
Bereits in der Nacht zum 31. Dezember mußten die Berliner Polizei und Feuerwehr wegen illegaler Knallerei und mehrerer Brände wiederholt ausrücken.
Im Westen der Stadt zündeten Linksextremisten das Auto des Journalisten und B.Z.-Kolumnisten Gunnar Schupelius an. „Wir haben heute seinen SUV abgefackelt“, heißt es in einem Bekennerschreiben auf der Netzseite indymedia.org, in dem auch die genaue Lage von Schupelius Wohnung anspielungsreich makaber („…wohnt dort mit seinen Kindern“) genannt wird. „Begreif deinen unmobilen Start ins neue Jahr als nachdrückliche Anregung zu einem Neustart abseits von Axel Springer“, steht in dem Text drohend zum Schluß. (gb)