Sie sind die Lieblinge der Medien und grüner Politiker: die selbst ernannten Klimaaktivisten von „Extinction Rebellion“, die wegen ihrer Protestaktionen in europäischen Städten – darunter Berlin – seit Wochen für Schlagzeilen sorgen. Weniger gut kommen die Weltuntergangsschreihälse hingegen bei Berufspendlern an, die jeden Tag früh zur Arbeit müssen, um ihre Familien zu ernähren. Besonders dann, wenn sie Straßen und Züge blockieren, um so den durchschnittlichen Angestellten daran zu hindern, zur Arbeit zu kommen.
„Wir werden alle sterben“, rief einer der Demonstranten an der Londoner U-Bahn Station Canning Town am heutigen Donnerstag morgen mit Blick auf den Klimawandel während er auf einem Zug stehend diesen am Losfahren hindern wollte. Doch er hatte die Rechnung ohne aufgebrachte Londoner gemacht, die ihn vom Dach der Eisenbahn zogen und ihm die ein oder andere Unmutserinnerung mit auf den Weg gaben. Auch ein weiterer Klimakämpfer, der ebenfalls auf den Zug gestiegen war, bekam zu spüren, daß der arbeitenden Bevölkerung im Vereinigten Königreich das Hemd näher ist als der Rock.
Shocking moment angry commuters drag two #ExtinctionRebellion protestors off the top of a train in Canning Town and attack them. pic.twitter.com/EZAMa9tT2t
— Mahatir Pasha (@mahatir_pasha) October 17, 2019
Der „Geist von Großmutter Ayahuasca“
Eine Demonstrantin wurde von Pendlern als Heuchlerin beschimpft, die zur Arbeit mit dem Auto fahre, während sie anderen Leuten durch die Besetzung des Bahnhofs die Möglichkeit nehme, pünktlich zur Arbeit zu kommen. „Der Zug ist elektrisch, das hilft der Umwelt“, versuchte ein weiterer aufgebrachter Fahrgast sie zu belehren.
Manche werden hoffen, daß die Blitzradikalisierung, die viele der Ökobewegten hinter sich haben, umkehrbar ist. Anlaß dazu gibt etwa ein Bericht der Sun über eine der Gründerinnen der Bewegung, Gail Bradbrook, die noch 2016 durch Langstreckenflüge in lateinamerikanische Ferienresorts – inklusive stolzer Facebook-Posts darüber – aufgefallen ist.
Doch dort erlebte sie ihren Saulus-zum-Paulus-Moment. Der Genuß halluzinogener Drogen habe sie zu einem neuen Leben inspiriert, bekannte sie in dem sozialen Netzwerk freimütig. Ihr sei dort der „Geist von Großmutter Ayahuasca“ erschienen, der sie hinsichtlich ihrer negativen Gewohnheiten „in den Arsch getreten“ habe. Daß man nach einem solchen Erlebnis bei „Extinction Rebellion“ landet, ist da fast schon folgerichtig. Die Pendler werden sich wohl auch weiterhin mit Leuten wie Bradbrook herumärgern müssen oder darauf hoffen, daß der Geist von Großmutter Ayahuasca ein baldiges Einsehen mit gestreßten Arbeitnehmern hat.