KASSEL. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm hat die Leistungen Greta Thunbergs für den Klimaschutz gewürdigt. Gleichzeitig stimme es ihn nachdenklich, daß die Kirchen in der Frage bisher so wenig als Agenten des Wandels sichtbar geworden seien, sagte Bedford-Strohm beim Studientag „Zukunftskunst“ am Samstag in Kassel.
Wenn ein „weißhaariger Bischof“ wie er etwas zu dem Thema sage, interessiere dies „vielleicht zwei, drei Menschen“. Indes scheine es einer 16 Jahren alten Schülerin mit Asperger-Autismus gelungen zu sein, die Debatte zu verändern. Das ökologische Gleichgewicht der Erde sei gefährdet. Wenn jetzt nichts Einschneidendes passiere, könne die Menschheit die Kontrolle über die Entwicklung des Klimas verlieren, betonte der bayerische Landesbischof.
Bedford-Strohm: Predige zu 90 Prozent über Christus
Die Kirchen hätten sich bereits vor 30 Jahren für die Bewahrung der Schöpfung eingesetzt. Er wundere sich, daß die Konsequenzen, die die Synoden der Kirchen gezogen hätten, nicht bis zur Bundesregierung durchgedrungen seien. Als Beispiel nannte er die Tausenden von Solaranlagen auf den Dächern von Kirchen oder Gemeindehäusern.
Zur Frage, ob die Evangelische Kirche nicht andere Aufgaben als die Beschäftigung mit dem Klimawandel habe, sagte Bedford-Strohm, er selbst predige zu 90 Prozent über Christus und zu zehn Prozent über die Konsequenzen daraus für die Politik.
Wer das Doppelgebot der Nächstenliebe ernst nehme, müsse sich der Not des Nächsten annehmen, die durch politische Entscheidungen entstehe. Aufgabe der Theologie sei es, über gesellschaftliche Entwicklungen, etwa die Auswirkungen von Wirtschaftswachstum, aufzuklären, Orientierung zu geben und zum Handeln aufzurufen. Eine besondere Bedeutung habe dabei das internationale Netzwerk der Kirchen. Es könne die Stimme der globalen Weltgemeinschaft in die nationalen Debatten einbringen, etwa bei der Klimapolitik. (idea/tb)